Sonntag, 21. März 2021

Hillmersdorf und die Geologie

Am Ostrand des Schliebener Beckens befindet sich der kleine Ort Hillmersdorf. Die Hanglage des Ortes lässt einen guten Einblick in das Schliebener Becken zu. Was aber kaum bekannt ist, unter dem Ort lauerte bereits im Jahre 1876 eine handfeste geologische Überraschung. Damals erbohrten im Auftrag der preußischen Bezirksregierung Geologen auf der Suche nach Rohstoffen, den Ostrand der Mitteldeutschen Rotliegendensenke. In Anbetracht der Nähe des Lausitzer Granitkomplexes, hat damals kein Wissenschaftler mit Schichten des Oberrotliegenden so weit östlich gerechnet, was Anlass zu allerlei geologischen Thesen gab.

Geologische Skizze zum Rotliegenden Region Herzberg/Elster-Schliebener Becken.
Quelle: Geologischer Atlas des Landes Brandenburg

Unterhalb des Tertärs wurden in Hillmersdorf nacheinander Buntsandstein, Zechstein und Rotliegendes erbohrt. Die Bezeichnungen werden den meisten noch aus der Schulzeit bekannt sein.

Somit kam es Ende des 19.Jahrhunderts, dass der eher unbedeutende Ort Hillmersdorf in der Geologie und Wissenschaft einen unerwarteten Bekanntheitsgrad erreichte und in der geologisch-wissenschaftlichen Literatur ein häufiger Begriff ist.

Etwa 80 Jahre später setzte erneut eine intensive Rohstoffsuche ein. Im Auftrag der Wismut bohrten sich Geologen durch die Niederlausitz, damit auch durch das Schliebener Becken. Und auch diesmal sollte der Ort Hillmersdorf wieder mit Interessantem aufwarten. Hier stießen die Geologen auf die Ausläufer der südlichen Phylit-Zone die von mehren geologischen Störungen begrenzt wird. Als Hillmersdorfer Formation geht diese Zone damit in die geologische Literatur ein.

Was ist Phyllit? Bei dem Gestein handelt es sich um einen metamorph überprägten Tonschiefer. Seine feinen Schichten zeichnen sich durch einen seidigen Glanz aus, der ihm sein charakteristisches Aussehen gibt. In ihm bilden sich typische neue Minerale wie Quarz, Feldspat, Chlorite, Augit, Turmaline und Eisenoxide. 

In den 90iger Jahren sorgten weitere Untersuchung zur Entdeckung des Hillmersdorfer Teilblocks. Eine Formation der Senftenberger Blockstruktur im Vorfeld des Lausitzer Massivs. 

Mit der Entwicklung neuer Technologien fand auch die Schwerefeldmessung Eingang in die Geologie. Empfindliche Geräte messen dabei die Verteilung der Schwerkraft auf der Oberfläche des Planeten. Aufgrund unterschiedlicher Dichten von Gesteinen ist auch die Schwerkraft nicht gleichmäßig verteilt. 

Und auch hier sollte Hillmersdorf wieder einen bedeutende Rolle in der Brandenburger Geologie spielen. Bei den Messungen in den 90er Jahren fielen den Fachleuten in einer schmalen Zone von Hillmersdorf bis Sonnewalde erhebliche Störungen des Schwerefeldes der Erde auf. Diese passen zusammen mit Magnetfeldanomalien aus den Messungen des Erdmagnetfeldes. Als Hillmersdorfer-Sonnewalder Anomalie, mit den höchsten Werten der Bouguerschwerestörung in Brandenburg überhaupt, ging diese in die geologische Literatur des Landes ein. Die Hillmersdorfer-Sonnewalder Anomalie ist Bestandteil des Niederlausitzer Schwerehochs, was östlich von Calau den Spreewald erreicht.

Skizze der  Lage des Hillmersdorfer-Sonnewalder Schwerehoch.
Grundkarte: Open Street Map

Als Ursache dieser Störung des Schwerfeldes bei Hillmersdorf nehmen Geologen eine Magmaintrusion aus dem basischen Gestein Diorit im Untergrund an. Östlich von Calau wurde in Bohrkernen dieses Gestein gefunden. 

Damit hat Hillmersdorf gleich in dreifacher Hinsicht in der Geologie einen bedeutenden Namen erhalten, der den Ort über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat. 


Quellen: 

Südliche Phyllitzone (SPZ) im Abschnitt Bitterfeld-Döbern (26)

Autoren: Peter Bankwirt, Jürgen Kopp, Bernd Buschmann, Dezember 2001

Wikipedia.de; https://de.wikipedia.org/wiki/Phyllit#

Die nordsudetische Rahmenfaltung. Eine vergleichend geotektonische Studie über den jung- saxonischen Faltungsmechanismus in den Nordsudeten.
Von Dr. Kurt Beyer, Halle (Saale).

Geologischer Atlas des Landes Brandenburg.

Abhandlungen herausgegeben von der Senkenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, 37 Band 1921

Dietrich Franke
Geologie von Ostdeutschland (Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern)
Ein Kompendium (Stand 16.02.2021)

Geologische Geschichte der Niederlausitz
Geh. Bergrat Professor Dr. K. Keilhack
Berlin Wilmersdorf 1905

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