Sonntag, 26. September 2021

Die Gottesanbeterin im Kellerschacht

 Auf dem Rückweg vom Wahllokal blieb der Blick zufällig in einem der Kellerschächte am Rand des Bürgersteigs hängen. Ein ca. 10 Zentimeter großes hellbraunes Insekt mit dreieckigen Kopf, erregte meine Aufmerksamkeit. Eine große braune Heuschrecke? Doch der sehr markante dreieckige und agile Kopf sprachen dagegen. Zwei Bilder aus dem Finsterwalder Heimatkalender fielen mir wieder ein. Eine Gottesanbeterin? Hier in der Stadt? An einer der belebtesten Straßen der Stadt Finsterwalde/Niederlausitz, in der Langen Straße?

Finsterwalde/Niederlausitz, Kellerschacht
in der Langen Straße, mit der
hellbraunen Gottesanbeterin. (siehe roter Kreis)

Zehn Minuten später klickte die schnell geholte Kamera. Nun schon mit der Gewissheit das es sich tatsächlich um eine Gottesanbeterin (Mantis religiosa) handelt. Noch dazu um ein sehr seltenes hellbraunes Exemplar. 

Finsterwalde/Niederlausitz, Gottesanbeterin am Gitterrost eines Kellerschacht.

Stellt sich die Frage woher solch ein seltener Räuber kommt? Wie konnte das Exemplar bei dem lebhaften Verkehr überleben? Wo in der Nähe hat das Tier sein Refugium? Weit fliegen können die Insekten nicht, ist den Internetseiten von Wikipedia zu entnehmen. Siehe Wikipedia. Und sie bevorzugen sonnige Brachflächen. Nach kurzer Suche ist das sonnige Refugium gefunden und seine Nahrungsquelle auch. Auch die hellbraune Farbe erklärt sich damit von selbst. Auf dem Gelände gibt es kaum etwas Grünes. Dafür jede Menge anderer Insekten. 

Das in der Niederlausitz in den letzten fünf Jahren eine Ansiedlung stattgefunden hat, belegen die wiederholten Beobachtungen der Mitglieder des Finsterwalder Heimatkalenders und ein Bericht des NABU`s aus dem Jahr 2020. Wichtigstes Verbreitungsgebiet ist Grünhaus. Doch diese Tiere dort sind grasgrün. Das Exemplar hier eindeutig hellbraun. Ein Ergebnis von Mimikry, also der Anpassung an den Lebensraum.