Sonntag, 28. März 2021

Stein des Anstoßes

Schaukel-Stein

Bei einer Beräumung eines alten Bauernhofes in der Nähe von Rückersdorf fand sich dieser Stein. Er fiel durch seine längliche Form auf. Für Flussschotter nicht ungewöhnlich. 

Schaukelstein, Seitenansicht.

Doch solche großen Flussgerölle sind in der Niederlausitz eher selten. Meist sind eiszeitliche Geschiebe zu finden. Diese weisen in der Regel Strömungsprofile auf. Wind- und Wasserkanter sind solche Beispiele.

Die Bewohner des Hofes gaben an, dass der Sohn des Hauses den Stein auf einem Feld in der Nähe von Rückersdorf gefunden hat.

Nach einer gründlichen Säuberung lag er nun auf dem Tisch. Bei dem Gestein handelt es sich um stark verkieseltes hellgraues Sandstein-Konglomerat. 20 Zentimeter lang und sein Durchmesser schwankt zwischen 7 und 6,5 Zentimetern. An der Unterseite finden sich Spuren einer rotbraunen Patina aus Eisenhydroxid.

Schaukelstein. Stirnseite, Querschnitt.

Seine ungleichmäßige Form mit einer flachen Unterseite, ließen einen Mahlstein einer steinzeitlichen Getreidemühle vermuten.

Schaukelstein, flache Unterseite. Zu erkennen die beiden versetzten Unterseiten.

Solche Funde sind nicht selten, wurden  Mahlsteine doch häufiger als Grabbeigaben Toten mit ins Grab gegeben. Doch typische Reibespuren eines Mahlsteines fehlen. Statt dessen weißt der Stein an den Längsseiten eine sehr feine längliche Facettenbildung auf.

Durch einen zufälligen Anstoß beim anheben der sonntäglichen Kaffeetasse, begann sich der Stein hin und her zu wiegen. Und er schaukelt recht lange. Neugierig geworden, wurde mal die Zeit gestoppt. Nach mehrfachen Versuchen kristallisierte sich eine Zeit von etwa 31 Sekunden heraus, wenn man ihn in etwa bis auf den Kipppunkt ankippt. Dabei ist es unerheblich wie stark der Anstoß erfolgt. Die Zeit bleibt bei etwa 31 Sekunden Schaukelbewegung. 

Auf der Tischplatte liegend erwies er sich als bemerkenswert instabil. Kleinste Anstöße setzten sofort eine andauernde Schaukelbewegung in gang, vorausgesetzt er liegt auf seiner flachen Unterseite auf. Sie erinnert an die Bewegung einer kleinen Puppenwiege.

Nach längerem Probieren und intensiver Betrachtung, stellte sich als Ursache zwei leicht gegeneinander versetzte flache Unterseiten heraus, die durch eine flache, diagonal durch die Unterseite verlaufende Schwelle, voneinander getrennt sind. 

Rollversuche auf dem Fußboden zeigen ein Verhalten wie das eines regelmäßigen Zylinders. Dabei ist die Form aber ungleichmäßig. Selbst wenn der Stein ausrollt, weicht er nur sehr geringfügig von der linearen Bewegung ab. Auch der leichte längliche  Facettenschliff hindert den Stein nicht daran seine Rollbewegung gerade fortzusetzen. 

Was also sorgt für einen Schwerpunkt im Stein der dieses Verhalten erst ermöglicht?

Schaukelstein, Unterseite. Gut zu erkennen die rotbraune Patina.

Die Befragung einiger Fachleute und Heimatkundler brachte bisher kein plausibles Ergebnis. Es ist auch nicht eindeutig klar ob der Stein von Menschenhand geformt wurde oder lange Lagerung in flachen Gewässern mit nur geringen Strömungen und Wasserstandsänderungen die Ursache für die eigentümliche Form und Oberflächen sind. Für eine längere Lagerung in eisenhaltigen Gewässern sprechen Reste einer rotbraunen Patina an der Unterseite. Doch das kann lange vor einer möglichen Bearbeitung der Fall gewesen sein.

Wer also eine plausible Idee hat um was es sich dabei handelt, Antworten sind gern gesehen.

Sonntag, 21. März 2021

Hillmersdorf und die Geologie

Am Ostrand des Schliebener Beckens befindet sich der kleine Ort Hillmersdorf. Die Hanglage des Ortes lässt einen guten Einblick in das Schliebener Becken zu. Was aber kaum bekannt ist, unter dem Ort lauerte bereits im Jahre 1876 eine handfeste geologische Überraschung. Damals erbohrten im Auftrag der preußischen Bezirksregierung Geologen auf der Suche nach Rohstoffen, den Ostrand der Mitteldeutschen Rotliegendensenke. In Anbetracht der Nähe des Lausitzer Granitkomplexes, hat damals kein Wissenschaftler mit Schichten des Oberrotliegenden so weit östlich gerechnet, was Anlass zu allerlei geologischen Thesen gab.

Geologische Skizze zum Rotliegenden Region Herzberg/Elster-Schliebener Becken.
Quelle: Geologischer Atlas des Landes Brandenburg

Unterhalb des Tertärs wurden in Hillmersdorf nacheinander Buntsandstein, Zechstein und Rotliegendes erbohrt. Die Bezeichnungen werden den meisten noch aus der Schulzeit bekannt sein.

Somit kam es Ende des 19.Jahrhunderts, dass der eher unbedeutende Ort Hillmersdorf in der Geologie und Wissenschaft einen unerwarteten Bekanntheitsgrad erreichte und in der geologisch-wissenschaftlichen Literatur ein häufiger Begriff ist.

Etwa 80 Jahre später setzte erneut eine intensive Rohstoffsuche ein. Im Auftrag der Wismut bohrten sich Geologen durch die Niederlausitz, damit auch durch das Schliebener Becken. Und auch diesmal sollte der Ort Hillmersdorf wieder mit Interessantem aufwarten. Hier stießen die Geologen auf die Ausläufer der südlichen Phylit-Zone die von mehren geologischen Störungen begrenzt wird. Als Hillmersdorfer Formation geht diese Zone damit in die geologische Literatur ein.

Was ist Phyllit? Bei dem Gestein handelt es sich um einen metamorph überprägten Tonschiefer. Seine feinen Schichten zeichnen sich durch einen seidigen Glanz aus, der ihm sein charakteristisches Aussehen gibt. In ihm bilden sich typische neue Minerale wie Quarz, Feldspat, Chlorite, Augit, Turmaline und Eisenoxide. 

In den 90iger Jahren sorgten weitere Untersuchung zur Entdeckung des Hillmersdorfer Teilblocks. Eine Formation der Senftenberger Blockstruktur im Vorfeld des Lausitzer Massivs. 

Mit der Entwicklung neuer Technologien fand auch die Schwerefeldmessung Eingang in die Geologie. Empfindliche Geräte messen dabei die Verteilung der Schwerkraft auf der Oberfläche des Planeten. Aufgrund unterschiedlicher Dichten von Gesteinen ist auch die Schwerkraft nicht gleichmäßig verteilt. 

Und auch hier sollte Hillmersdorf wieder einen bedeutende Rolle in der Brandenburger Geologie spielen. Bei den Messungen in den 90er Jahren fielen den Fachleuten in einer schmalen Zone von Hillmersdorf bis Sonnewalde erhebliche Störungen des Schwerefeldes der Erde auf. Diese passen zusammen mit Magnetfeldanomalien aus den Messungen des Erdmagnetfeldes. Als Hillmersdorfer-Sonnewalder Anomalie, mit den höchsten Werten der Bouguerschwerestörung in Brandenburg überhaupt, ging diese in die geologische Literatur des Landes ein. Die Hillmersdorfer-Sonnewalder Anomalie ist Bestandteil des Niederlausitzer Schwerehochs, was östlich von Calau den Spreewald erreicht.

Skizze der  Lage des Hillmersdorfer-Sonnewalder Schwerehoch.
Grundkarte: Open Street Map

Als Ursache dieser Störung des Schwerfeldes bei Hillmersdorf nehmen Geologen eine Magmaintrusion aus dem basischen Gestein Diorit im Untergrund an. Östlich von Calau wurde in Bohrkernen dieses Gestein gefunden. 

Damit hat Hillmersdorf gleich in dreifacher Hinsicht in der Geologie einen bedeutenden Namen erhalten, der den Ort über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat. 


Quellen: 

Südliche Phyllitzone (SPZ) im Abschnitt Bitterfeld-Döbern (26)

Autoren: Peter Bankwirt, Jürgen Kopp, Bernd Buschmann, Dezember 2001

Wikipedia.de; https://de.wikipedia.org/wiki/Phyllit#

Die nordsudetische Rahmenfaltung. Eine vergleichend geotektonische Studie über den jung- saxonischen Faltungsmechanismus in den Nordsudeten.
Von Dr. Kurt Beyer, Halle (Saale).

Geologischer Atlas des Landes Brandenburg.

Abhandlungen herausgegeben von der Senkenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, 37 Band 1921

Dietrich Franke
Geologie von Ostdeutschland (Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern)
Ein Kompendium (Stand 16.02.2021)

Geologische Geschichte der Niederlausitz
Geh. Bergrat Professor Dr. K. Keilhack
Berlin Wilmersdorf 1905

Frühlingsbote 2021 - Der schwarze Käfer mit den eckigen Punkten

Ein Tag nach Frühlingsbeginn kommt er nun wohl tatsächlich. Der Frühling. Zumindest lässt das dieser Frühlingsbote annehmen. Ein erster Zweipunktkäfer der Familie der Marienkäfer.

Zweipunkt-Marienkäfer oder nur Zweipunkt in einem Garten der Sparte Schrebergarten 1916 in Finsterwalde/Niederlausitz .

Bemerkenswert, dieses Exemplar aus der Finsterwalder Gartensparte hat eckige rote Punkte.

Vom Zweipunktkäfer gibt es zwei Farbvarianten. Eine rote mit schwarzen punkten und eine schwarze mit roten Punkten. 

Die Art ist zwar weltweit verbreitet aber aufgrund des Eindringens anderer Arten in Deutschland gefährdet.

Weitere Einzelheiten hier bei Wikipedia: Zweipunktkäfer

Samstag, 20. März 2021

Unwetter über der Beeskower Platte

Ein Unwetter tobte sich mitten im März 2021 über der Beeskower Platte aus und schuf einige beeindruckende Bilder in Trebatsch, Neukrug bei Leibchel und über den Schulen-Wiesen.

Trebatsch im Frühling 2021

Winterliches Trebatsch im Frühjahr 2021 nach einem Unwetter.

Was hier als Schnee erscheint, ist Graupel.

Frühjahr 2021. Graupel auf den Wegen in Trebatsch.

Einzelne Körner sind bis zu 1 Zentimeter groß.

Starker Schneefall in Neukrug bei Leibchel, Mitte März 2021.

Unwetter mit starken Schneefall und Gewitter über den Schulen-Wiesen.

Unwetter über der Elsteraue

Das Gute am Schlechten Wetter ist, es fabriziert oft interessante Bilder. Besonders kontrastreich der Blick über die flache Landschaft in der westlichen Niederlausitz. 

Abend-Blick in die Sansken und Teichwiesen zwischen Drasdo und Langenauendorf.


Drasdo, Teichwiesen.



Sonntag, 7. März 2021

Kahle Schönheit bei Staupitz

Es gibt Pflanzen die sind in ihrer Statur von ausgesprochener Schönheit, selbst wenn sie kahl sind. So auch diese Eiche in der Nähe von Staupitz/Niederlausitz.

Solitär-Eiche östlich Staupitz,
am Zollhaus.

Nein der Baum ist nicht eingegangen oder krank. Es handelt sich um ein typisches Winterbild.

Anders-Wachstum

In East Germany ist man anpassungsfähig. Das trifft nicht nur auf die Menschen zu, sondern auch auf die Natur. Hier ein interessantes Beispiel.

Tiefer See. Birke mit Auslegern.
Dieser Baum, eine Birke, hat aus der Notlage eine Tugend gemacht. Das instabile Ufer hielt dem Druck des Baumes und des Windes nicht mehr stand. Im Windschatten des Ufers fand die Birke für einige Zeit ihre stabile Seitenlage.

Leider gibt es den Baum heute nicht mehr. Er dürfte dem zunehmenden Gewicht seiner Senkrechtsprösslinge erlegen sein.

Fotografisch erfasst 2013 am Tiefen See, auf der Beeskower Platte.

Zur Unkaputtbarkeit von Sachen ...

Es gibt Worte die auf dem ersten Augenblick verwirren. Doch bei gründlicher Betrachtung zeigen sie überraschende Wahrheiten auf. Hier ein interessantes Beispiel:

»Der Hauptunterschied zwischen etwas, was möglicherweise kaputt­gehen könnte und etwas, was unmöglich kaputt­gehen kann, besteht darin, dass sich bei allem, was unmöglich kaputt­gehen kann, falls es doch kaputt­geht, normaler­weise herausstellt, dass es unmöglich zerlegt oder repariert werden kann.«

Douglas Adams (1952 - 2001), britischer Schriftsteller

Dienstag, 2. März 2021

Feuerwachturm Hohenbucko

Beim Streifzug durch das winterliche Schliebener Becken und den Niederlausitzer Ort Hohenbucko, blieb dieses Bild übrig.

Feuerwachturm östlich von Hohenbucko im Winter 2021.