Sonntag, 20. Juli 2025

Ponnsdorf, ein Dorf auf dem Eissee – Niederlausitzer Erkundungen -

Ein Streifzug durch die Ponnsdorfer Ebene, das Dorf und seine geologisch sowie landschaftlich interessante Umgebung.


Fährt oder wandert man durch die Ponnsdorfer Ebene, fällt das kleine Dorf darin nicht so richtig auf. Zwischen zahlreichen Bäumen lugen lediglich ab und zu einzelne Häuserfragmente hervor. Vor allem in der wärmeren Jahreszeit. Wer würde dort ein komplettes Dorf vermuten? Es scheint als würde sich das Dorf verstecken wollen.

Foto 01: Gut versteckt, Ponnsdorf im Sommer 2025 vom Rodelberg aus gesehen.
Foto 02: Ponnsdorf /Niederlausitz mit Blick auf die Südostseite, von der ehemaligen Ton- und Kiesgrube aus gesehen.
Lediglich ein gelber Richtungsanzeiger an der Kreisstraße 6230, weißt deutlich auf einen Ort in der Nähe.

Blickt man aus Richtung Pießig über die Kleine Elster hinweg, ist der Ort einfach unsichtbar.

Foto 03: Fast unsichtbar, Ponnsdorf aus Richtung der Wiesen südlich von Pießig gesehen.
In der Niederlausitz gibt es vergessene Dörfer. Schadow im Lugk ist so ein Beispiel. Ausgestorben durch Krieg und Pest, dann versunken in den Lugk-Teichen zwischen Friedersdorf und Kleinkrausnik.
Oder versteckte Dörfer wie Amandusdorf in der Nähe von Bronkow. Mitten im Waldgebiet zwischen Settinchen, Bronkow und Gollmitz, am Südrand der Endmoränen der Saale 3-Eiszeit gelegen.

Foto 04: Eingeschlossen vom Wald. Amandusdorf im Winter 2014.
Doch so einen richtigen Grund zum verstecken hat Ponnsdorf eigentlich nicht. Im Gegenteil. Neben einer recht lebhaften Dorfgemeinschaft, verfügt der Ort über eine interessante Geschichte. Darüber wird der Finsterwalder Heimatkalender noch mit einer Zeittafel berichten. Eine Reihe von Tonscherben und Feuersteinfragmente belegen, die Siedlungsgeschichte reicht schon mal bis ca. 2 400 Jahre vor unsere Zeit, also bis in die Jungsteinzeit zurück. Allein schon ein spannendes Moment.

Wer  schon mal eine kleine Übersicht über die historische Zeit bekommen möchte, kann hier nachschlagen: Wikipedia, Ponnsdorf

Doch es geht weiter. Stromert man durch den Ort, zeigen sich alsbald augenfällige fotografische Objekte. Da ist als Erstes das auffällige Feuerwehr-Gerätehaus mit seinem schönen Wandbildern.

Foto 05: Feuerwehr-Gerätehaus auf dem Ponnsdorfer Anger.

Foto 06: Wandbild mit Kutschfahrt am Gerätehaus Ponnsdorf.
Kurz dahinter fällt ein sehr altes Fachwerkhaus ins Auge. Es dürfte das älteste Gebäude am Ort sein. Aber auch das Baufälligste und soll noch 2025 abgerissen werden. Ein bisschen schade, aber Sicherheit geht vor.

Foto 07: Fachwerkhaus an der Westseite des Angers.
Foto 08: Fachwerkhaus von der aus Nordseite gesehen. Mittlerweile gut von der Natur als Kletterobjekt angenommen.
Mitten auf dem Anger hat die Künstlerin, Frau Mai aus Gröbitz, eine Mini-Litfaßsäule aufgestellt. Sie stellt einen Treppengang in den Untergrund dar. Was die Künstlerin sicherlich nicht ahnte, der Untergrund ist gleich in mehrfacher Hinsicht interessant. Doch dazu später mehr.

Foto 09: Litfaßsäule von Künstlerin Frau Mai.
Ebenfalls mitten auf dem Anger, das Storchennest. Zweifellos die höchste Einzimmerwohnung im Ort. Aktuell auch bewohnt. Über die bisherigen Mieter wurde in Ponnsdorf auch akribisch Buch geführt.

Foto 10: Finsterwalder Touristen studieren am Ponnsdorfer Storchennest die Geburtenstatistik. 
Foto 11: Liste der Nachkommen im Storchennest Ponnsdorf Frühjahr 2025.
An der Nordseite des Angers befindet sich die Gaststätte. Ein schlichtes Gebäude aber zu bestimmten Feiertagen sehr gut besucht. Hier zu sehen am Himmelfahrtstag 2024.

Foto 12: Immer gut besucht, Gaststätte Ponnsdorf am Himmelfahrtstag 2024.
Der Grund: Eine sehr aktive Jugend im Dorf. Nicht nur das sie etwas auf die Beine stellt, auch die Preise sind noch familienfreundlich.

Foto 13: Ponndorfer Dorfanger mit Feuerwehrgerätehaus und Gaststätte Ponnsdorf zu Himmelfahrt. 2025.
Etwas versteckt am Feldweg in Richtung Finsterwalder Heide, befindet sich das Haus der ehemaligen Gemeindeverwaltung. Architektonisch fällt die Tür samt Umfassung aus dem Rahmen.

Foto 14: Ehemalige Gemeindeverwaltung in Ponnsdorf /Niederlausitz.
Es ist geografisch der zweithöchste Punkt im Ort. Der Höchste ist übrigens am Westende im Bereich der ehemaligen Windmühle zu finden. Davon hatte Ponnsdorf mal zwei. Leider ließ sich der zweite Standort in der Kürze der Zeit nicht ermitteln.

Karte 01: Ponnsdorf 1912. Auszug aus dem Messtischblatt 4348 Finsterwalde. Quelle: Universität Michigan /USA.

Ponnsdorfer Glaziale Hochfläche


Wobei wir bei einigen interessanten geographischen und geologischen Aspekten angekommen sind. Offenbar schätzten die Ureinwohner von Ponnsdorf trockene Füße, denn sie setzten den Ort fast komplett auf eine kleine langgezogene Glaziale Hochfläche (auf der Karte gelb unterlegt).

Karte 02: Geologische Oberflächenkarte der glazialen Ablagerungen eines Gletscherstausee unter Ponnsdorf.
Sie entstand aus einem eiszeitlichen Gletscherstausee. Gletscherstauseen im Vorfeld vom Inlandeis waren eine häufige Erscheinung. Auch in unserer Region. In ihnen setzten sich typische Sedimente aus feinen Sanden, manchmal leicht kiesig, ab. Je nach Zuliefergebiet aus Umgebung und Jahreszeit, konnten auch feiner Ton und Schluff enthalten sein. Diese Kombination aus Sedimenten sollte später für die ersten Siedler noch eine wichtige Rolle spielen.

Karte 03: Ponnsdorfer Glaziale Hochfläche heute.
Nach dem Abtauen des Inlandeises und Verschwinden der Seen, blieben die in ihnen abgesetzten Sedimente zurück und bildeten flache langgestreckte Bänke. Mit dem abströmenden Gletscherwasser erodierten nördlich und südlich flache Senken, denn das abfließende Wasser folgte den tiefsten Linien im Gelände. Ein Nord-Süd Höhenprofil des Geländes zeigt die Glaziale Hochfläche deutlich.

Höhenprofil von der Niederung der Kleinen Elster über den Rodelberg bis zum Ponnsdorfer Graben.
Der Ponnsdorfer Graben südlich des Ortes und die Kleine Elster im Norden, sind davon übrig geblieben. Sie enthalten typische eiszeitliche Flussablagerungen, bildeten Auen und vermoorten an einigen Stellen. So auch nördlich von Ponnsdorf bis an die Aue der Kleinen Elster heran.

In Prähistorischen Zeiten war die Niederlausitz deutlich wasserreicher als heute und ein feuchtes sumpfiges Land. Für die frühen Siedler war also trockener Siedlungsgrund sehr wichtig. Das bot die flache Glaziale Hochfläche von Ponnsdorf. Doch noch ein anderer Vorteil spielte eine wichtige Rolle, sauberes Trinkwasser. Während die weitere Umgebung sumpfig war und oft eisenmanganhaltiges Wasser enthielt, boten die feinsandigen bis leicht kiesigen Sedimente des ehemaligen glazialen Seegrundes, einen guten Filter zum Untergrund. Einen Teich und Brunnen von wenigen Metern Tiefe genügten um trinkbares Wasser zu erreichen.

Doch das ist nicht der einzige geologische Aspekt der in Ponnsdorf einmal wichtig war. Der bekannte deutsche Geologe, Dr. Carl Bischof, fand in der Gegend einen feuerfesten plastischen Ton. Und der war sehr wichtig, denn die sich im 18. und 19. Jahrhundert schnell entwickelnde Industrie, benötigte stabile feuerfeste Materialien. Zur damaligen Zeit befanden sich größere Vorkommen nur bei Guben, Elsterwerda und eben in der Gemarkung Ponnsdorf. Und hier am Fuße der Finsterwalder Heide, einer ehemaligen tertiären Hochfläche, die von Gletscherablagerungen mehrfach über prägt wurde.

 Buchauszug Seite 24, Die feuerfesten Thone: Deren Vorkommen, Zusammensetzung, Untersuchung … von Dr. Carl Bischof. Erschienen im Verlag von Quandt und Händel in Leipzig, 1876.
Ob das der Grund für die Ziegelei in Ponnsdorf war, ist nicht zu ermitteln. Leider.

Baumsachen


Doch nun zu den Bäumen in Ponnsdorf. Denn im Ort befinden sich davon zwei bemerkenswerte Exemplare. Eine Kastanie mit der der Begriff „Durchblick“ buchstäblich eine neue Facette bekommt. Wer es weiß oder entdeckt, kann kaum der Versuchung widerstehen einfach mal durchzusehen.

Foto 15: Kastanie mit Loch und Heimatfreundin des Finsterwalder Heimatkalenders im Mai 2025.
Etwas weiter in Richtung Westen steht links an der Straße ein Holunderbaum mit einer pilzartigen Krone. Blüht dieser Ende Mai, entwickelt er optisch das Flair einer Mittelmeer-Pinie mit Schneeresten. Ein schöner Hingucker.

Foto 16: Blühender Holunder-Baum von Ponnsdorf. Aufgefallen bei der Himmelfahrts-Radwanderung des Finsterwalder Heimatkalender 2025.
Holunder (lateinisch (Sambucus), ist eine häufige Pflanze in der Niederlausitz. Aber fast immer als Strauch ausgeprägt. Er gehört zur Familie der Moschuskrautgewächse. Als Baum erfordert er eine gewisse Pflege. Und die haben die Ponnsdorfer Einwohner wohl investiert, was sich sichtbar gelohnt hat.

Doch zurück zum Verstecken. Aus Richtung Westen übernimmt das der Friedhof von Ponnsdorf. Lediglich zwei Ziegelgebäude fallen in der Abendsonne noch auf.

Foto 17: Blick auf Ponnsdorf vom Weg nach Münchhausen aus gesehen.

Rodelberg


Beim Verstecken wollten es die Einwohner von Ponnsdorf nicht belassen. Sie schütteten am Westende einen Schuttberg auf, nannten ihn Rodelberg und schufen so einen wichtigen Aussichtspunkt über große Teile der Ponnsdorfer Ebene.

Foto 18: Rodelberg im Winter 2022.
Foto 19: Blick vom Rodelberg Richtung Ponnsdorf im Winter 2022.
Dieser Aussichtspunkt ermöglicht nun einen guten Rundumblick von der Finsterwalder Heide im Süden, der Finsterwalder-Gröbitzer Grundmoräne mit ihren Kiesgruben im Südosten, über den Ort selbst und nach Möllendorf im Osten. Im Norden befindet sich, von Waldstücken verdeckt, die Kleine Elster.

Foto 20: Blick nach Norden zur Kleinen Elster Juni 2025.
Im Nordwesten und Westen wird der Blick durch die Baumreihen der Kleinen Elster und des Ponnsdorfer Grabens begrenzt.

Foto 21: Blick vom Rodelberg Ponnsdorf nach Nordwesten. Baumreihen an der Kleinen Elster Richtung Pießiger Mühle.
Foto 22: Baumreihen vom Ponnsdorfer Graben und im Hintergrund der Kleinen Elster im Winter 2022.
Ganz am Horizont im Westen ist Münchhausen zu erkennen.

Foto 23: Ponnsdorfer Ebene im Winter 2022. Münchhausen mit seiner markanten Kirche.
Mit aufmerksamen Blick, lässt sich von hier aus ein guter Eindruck über die Geomorphologie der Ponnsdorfer Ebene gewinnen.

Foto 24: Ponnsdorfer Ebene Richtung Südosten mit Finsterwalder Heide im Hintergrund.
Ein schöner Ausblick bietet sich auch in nach Südwesten, Richtung Finsterwalder Heide. Hier zwei Ansichten zu zwei verschiedenen Jahreszeiten.

Foto 25: Juni 2025 Mohnfeld, Ponnsdorfer Graben und Finsterwalder Heide im Hintergrund.
Foto 26: Mohnfeld bei Ponnsdorf am Juni-Abend 2025.
Foto 27: Ponnsdorfer Ebene Richtung Südwesten im Dezember 2022.

Eisstadion


Der Rundblick bleibt im Südosten an einem kleinen Waldstück mit Einschnitt hängen. Was ist das? Also mal hinfahren. Es stellt sich bald als ehemaliges Eisstadion von Ponnsdorf heraus. Natürlich, da war doch mal was. In den 90er und Anfang der 2000der Jahren verfügte der kleine Ort über ein Eisstadion mit Flutlichtanlage. Zweifellos ein Alleinstellungsmerkmal unter den Dörfern in Ostdeutschland. Wurde aber auch als Badestelle genutzt. Heute ist nur noch ein fast verlandetes rechteckiges Gewässer übrig, was weitgehend mit Schilf zugewachsen ist. Ein bisschen schade. Doch auch Winter mit viel Eis sind etwas rar geworden.

Foto 28: Ehemaliges Eisstadion Ponnsdorf.
Auch das noch vorhandene Gebäude macht einen verwahrlosten Eindruck. Ein Aushang am Fenster kündet von Schwierigkeiten mit den Nachnutzern. Die scheint das nicht zu beeindrucken. Sie haben kurzerhand Angebaut und das Objekt in Eigenleistung erweitert. Sogar mit hübscher Aussicht auf den ehemaligen Teich.

Foto: 29: Anbau durch Bio-Upcycling. Ein Vogelnest.
Auch sonst hat sich die Gegend in ein kleines Naturparadies verwandelt. Das vorhandene Restwasser im Teich macht es möglich. Hier ein paar fotografische Eindrücke.

Foto 30: Gut bewacht. Nicht nur Vögel bauen Nester.
Foto 31: Ganz lecker. Wenn der Falter im Nektar steht.
Foto 32: Libelle.
Für eine nähere Betrachtung blieb nicht so viel Zeit. Grund genug für einen späteren Besuch. Dann aber mit Stiefeln.

Ponnsdorfer Kieslager


Am Wegrand zu den ehemaligen Kiesgruben, fällt ein kleiner gelbbrauner Feuerstein auf. Eine Hohlform. Seine kleinteilige poröse Oberfläche, die Seitenaustritte für das gefilterte Seewasser und die unregelmäßige Form mit der Öffnungen oben, zeigen einen fossilen verkieselter Schwamm. Erstem Anschein nach aus der oberen Kreidezeit, dem Maastricht. Einer Zeit von vor 72 bis 66 Millionen Jahren. Ein Fossil am Wegesrand also, was mit den Dinosauriern ausstarb. Verwunderlich ist der Fund nicht. Nur wenige Meter entfernt steigt das Gelände leicht an. In den Kieslagerstätten der Grundmoräne sind Feuersteine zu finden. Damit auch Fossilien.

Foto 33: Kieselschwamm von Ponnsdorf, Vorderseite.
Der Hohlraum in der Mitte war praktisch Trichter und Magen des Schwamms. Kleine Öffnungen an den Seiten spülten das gefilterte Meerwasser wieder heraus.

Foto 34: Nahaufnahme mit den Seitenlöchern für das gefilterte Meerwasser.
Zurück blieb das Filtrat aus Organischem Material und Kleinstlebewesen, die anschließend dann verdaut wurden. Dieses Prinzip ist sehr alt und seit fast einer Milliarde Jahren ein biologisches Erfolgsmodell.

Foto 35: Rückseite mit kleinen Löchern für den Austritt des gefilterten Wassers. Oben am Kieselschwamm eine helle Schicht feinster Skelettnadeln (Spicula).
Unter einer starken Lupe und nach reichlich stöbern in paläontologischer Literatur, stellt sich das Fundstück mit großer Wahrscheinlichkeit als Siphonia pyriformis tubulosa heraus. Er wurde 1841 erstmals von Friedrich Adolph Roemer (1809-1869) in seinem Werk: „Die Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges" beschrieben.

Natürlich bleiben bei der Bestimmung immer Unsicherheiten, denn Kieselschwämme treten in der Erdgeschichte in großer Vielfalt auf und ihre äußere Form wird stark von den örtlich herrschenden Umweltbedingungen bestimmt. Mit einem reinen Vergleich der Formen, kommt man also nicht weiter. Da Schwämme aus einem Skelett feinster Nadeln bestehen, sogenannten Spicula und jede Art unterschiedliche Formen davon hat, eignen sich diese für die Bestimmung besser. Das wird aber nur unter einer starken Optik etwas. Wer mehr darüber wissen möchte, findet hier bei Wikipedia grundlegende Informationen: Wikipedia Schwämme

Da Kreidefossilien aus dem Maastricht und Dan in der Niederlausitz überwiegend aus dem Ostseeraum stammen, ein Beleg wer hier die Spediteure waren. Wenigstens drei Eiszeiten wälzten die Böden der Ponnsdorfer Ebene um. Die Letzte hinterließ dann die Gröbitz-Finsterwalder Grundmoräne. Und unter dieser schlummerte das Kieslager aus verschiedenen Vorläufern der Elbe. Diese Sache ist aber ein eigenes Thema. Und wenn die Zeit es erlaubt, wird sie an anderer Stelle noch mal zu behandeln sein.

Karte 04: Skizze zur Lage der Gröbitz - Finsterwalder Grundmoräne.
An der Randzone der Kiesgruben ist es ab und zu noch möglich die ehemalige Schichtung des Kiesvorkommens zu erkunden. Wechsellagig findet man gröbere und feinere Kies- und Sandschichten vor. Vor allem im oberen Teil ist der Kies grobkörnig. Ein Beleg für stark wechselnde Strömungen beim Absetzen der Kiessedimente.

Foto 36: Eisenhydroxid-Horizonte im Kies des Ponnsdorfer Kieslagers.
Rostige Horizonte im Kieslager künden von über längere Zeit stehenden Wasserverhältnissen, in einem im Boden chemisch reduzierenden Milieu. Dabei wurden Eisenverbindungen im Boden abgebaut und reine Eisen(II)-Verbindungen in Form von Ionen frei gesetzt. Später wandelte Wasser diese Eisen(II)-Verbindungen in Eisenhydroxid um. Das erfordert über längere Zeit stehendes Wasser im Boden. Nach Ablaufen des Wassers blieb die recht stabile chemische Verbindung als rostige Schicht im Boden zurück. Teilweise, wie im Foto erkennbar, bildete sich bläulich-schwarz gefärbtes Vivianit. Dabei handelt es sich um ein Mineral aus einer Eisen-Phosphat Verbindung. In der Vergangenheit im Volksmund auch als Eisenblau oder Blaueisenerde bezeichnet.

Foto 37: Nahaufnahme. Eisenhydroxid-Horizont mit in der Mitte schwarz-bläulichen schimmerndem Vivianit.
Dessen Entstehung ist ein chemisch-biologisch komplizierter Prozess. Da in unserer Gegend keine oberflächennahen geologischen Phosphatvorkommen auftreten, wird die Quelle für den Phosphor eher aus verwitterten organischen Material stammen. Wer mehr über die Entstehung vom Mineral Vivianit und den damit zusammenhängenden Prozessen wissen möchte, findet hier eine gute Quelle: Wikipedia zu Vivianit

Recherchen lassen vermuten, dass sich unterhalb der Kiesschichten des Ponnsdorfer Kieslagers, Reste alter Verläufe der Senftenberger Elbe aus dem Pliozän (vor 5,3 bis 2,6 Millionen Jahren) und /oder dem Altpleistozän (bis vor etwa 0,78 Millionen Jahren), befinden. Ungewöhnlich viele Elbe-Leitgerölle in dem Kiesvorkommen, deuten jedenfalls darauf hin. Doch dazu später einmal mehr.


Geologisches aus Ponnsdorf - Ton und Kies sind nicht alles -


Geologisch haben die Ränder der Ponnsdorfer Ebene für zwei weitere interessante Funde gesorgt. Beispielsweise für einen Ultramylonit-Fund. Ein seltenes Tiefengestein aus einer duktilen (plastischen) Scherzone Skandinaviens. Einen Bericht darüber findet man in den Sonnewalder Heimatblättern, Ausgabe 24, Seite 86.
Mehr dazu auch hier: Ultramylonit von Ponnsdorf

Foto 38: Ultramylonit von Ponnsdorf aus dem Jahr 1989.
Ein weiterer Fund sorgte für Aufmerksamkeit, der Fund einer seltenen Agglomeratlava aus Skandinavien. Alter etwa 1,6 Milliarden Jahre.

Foto 39: Agglomeratlava aus der Smaland-Region in Schweden.
Der Finsterwalder Heimatkalender berichtetet 1996 in seinem Jahresheft auf Seite 29 ausführlich darüber.

Natur im Kieslager Ponnsdorf


Anfang der 90er Jahre endete die über 100 Jahre dauernde Nutzung der Kiesvorkommen. Sie waren zu der Zeit nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Ohne menschliche Nutzung verwilderten die wassergefüllten Restlöcher schnell.

Foto 40: Verlandung der Restlöcher im Kieslager Ponnsdorf.
Foto 41: Restloch mit dichtem Schilfgürtel im Kieslager Ponnsdorf.
Auch das ehemalige Eisstadion wurde ein Opfer davon und die vormals schöne Badestelle verlandet gegenwärtig. Zwar sieht der FFH Management-Plan 627 für das Gebiet Maßnahmen zur Erhaltung der Kleingewässer vor, doch scheinen diese zu stocken. Offenbar ganz gut so. Zumindest hat sich rund um die Kleingewässer wieder eine ganze Menge Leben eingestellt.

Ein später Nachmittag-Streifzug genügte für eine Reihe Fotos von allerlei fliegender und krabbelnder Insekten. Hier eine kleine Auswahl.

Foto 42: Polyommatus icarus - Hauhechel-Bläuling (Weibchen).
Foto 43: Agapanthia villosoviridescens - Scheckhorn-Distelbock.
Foto 44: Deltote bankiana - Silbereulchen.
Foto 45: Deltote deceptoria - Buschrasen-Grasmotteneulchen.
Foto 46: Flotter Dreier. Käfer-Sex im Kieslager Ponnsdorf. 
Pappelblattkäfer (Melasoma populi).
Foto 47: Hyloicus pinastri - Kiefernschwärmer.
Foto 48: Admiral (Vanessa atalanta).
Foto 49: Sexy geht es auch bei den Kohlweißlingen zu.
Um nicht zu stören verzichteten wir auf Nähe und eine genaue Bestimmung der Art.

Die Bestimmung der Insekten erfolgte durch Lutz Krause, Fachmann des Finsterwalder Heimatkalenders für Falter aller Art in der Niederlausitz.

Alle beobachteten Tierarten lassen sich hier nicht darstellen. Herauskommen würde dann ein Katalog. Selber ansehen ist vermutlich besser. Doch auch sonst hat die Gegend um das Ponnsdorfer Kieslager einige schöne Einblicke in die Natur zu bieten.

Foto 50: Birken-Baumpilz im Ponnsdorfer Kieslager.

Abendstimmung über der Ponnsdorfer Ebene


Inzwischen ist es Abend geworden. Beim Verlassen des Kieslagers fällt die Landschaft am Kirchhainer Weg ins Auge. Der Weg führt praktisch parallel zur Hanglage zwischen der Senke zur Ponnsdorfer Ebene rechts und dem flachen Höhenzug der Finsterwalder Heide links, nach Westen. Mit dem freien Blick in diese Richtung und nach Nordwesten, bietet sich ein schöner abendlicher Anblick über die Gegend.

Foto 51: Kirchhainer Weg. Sonnenuntergang über der Ponnsdorfer Ebene Frühjahr 2023.
Foto 52: Sonnenuntergang über Ponnsdorf 2014.

Gelegenheit macht Fotos


Wer aufmerksam die Ponnsdorfer Ebene durchstreift, findet immer wieder Gelegenheiten für schöne Ansichten. Zum Schluss noch zwei fotografische Eindrücke.

Foto 53: Sommerlicher Blickfang am Kirchhainer Weg Juli 2025.
Foto 54: Bedrohliches über Ponnsdorf. Mit dem Unwetter naht endlich Regen Juli 2025.
Da der Kirchhainer Weg an der Zuwegung zum Ponnsdorfer Rodelberg vorbei führt, bietet sich ein Rundweg an. Bei gemütlicher Tour in knapp zwei Stunden gut zu bewältigen. Da vom Rodelberg abgesehen, keine größeren Steigungen zu bewältigen sind, auch etwas für Menschen die nicht so sportlich zu Fuß sind. Eigentlich mal eine Idee, oder?

Montag, 7. Juli 2025

Kleinkrausnik, kleines Dorf mit großem Museum - Niederlausitzer Entdeckungen -

 Tag der offenen Tür im Dorfmuseum Kleinkrausnik


Für ein Dorf mit etwas über 100 Einwohnern ist es schon ein erstaunlich umfangreiches Museum geworden, was da am Sonntag den 25. Mai 2025 seine Türen öffnete. Was hier Norbert Zach, ehemaliger Eisenbahner und Fernmeldetechniker, zusammengetragen und aufgebaut hat, lässt zur Dorfgeschichte kaum Wünsche offen. Grund und Gelegenheit genug um einen fotografischen Streifzug durch die Räume und die Geschichte zu machen.

Foto 01: Dorfmuseum Kleinkrausnik in der Dorfstraße Nr. 5.
Kurz nach 13:00 Uhr, stehen die ersten Besucher in der Tür. Es sind Kinder aus Kleinkrausnik. Die Fahrrädern lehnen an den Gestellen neben der Tür. Aus naheliegenden Gründen werden die Kinder nicht fotografiert. Freundlich begrüßt Norbert die Beiden und führt geduldig durch die Räume.
Foto 02: Im Eingangsbereich, typische landwirtschaftliche Geräte.
Gleich im Eingangsbereich empfangen die Besucher typische Werkzeuge und Geräte einer Bauernwirtschaft der letzten beiden Jahrhunderte. Gegenüber an der Wand, historische Fotografien ehemaliger Dorfansichten. Schon mal ein Hingucker.

  Foto 03: Historische Kleinkrausniker Dorfansichten.
Auf dem Tisch gegenüber befinden sich Unterlagen aus der Landwirtschaft des letzten Jahrhunderts und späteren Kollektivierung der 50er und 60er Jahre.

Foto 04: Dorfmuseum Kleinkrausnik, Fluransicht.

Foto 05: Bäuerliche Unterlagen: Muttertierkarte, Stallbuch, Liste der Milchkannen.
Daneben an der Wand zwei farbige Grafiken mit Ansichten eines Kleinkrausnikers Bauerngehöftes. Übrigens zwei sehr bekannte Grafiken. Beide entstanden 1916 hier in Kleinkrausnik.

Foto 06: Eine der zwei Grafiken eines Dorflehrers aus Kleinkrausnik.
Nebenan in der „Guten Stube“ des Museums sind die beiden Kinder vom historischen Fahrrad, seiner Karbidlampe und einer Holzfelge fasziniert.

Foto 07: Historisches Fahrrad mit Karbit-Lampe der Fahrradfabrik Reichenbach in Elsterwerda, der Marke Ägier. Am Lenkrad eine Holzfelge.
Auch die alten Fotos und militärischen Unterlagen von Soldaten aus dem 19. Jahrhundert interessieren sie.


Foto 08: Soldat aus Kleinkrausnik und seine Teilnahme an den Einigungskriegen 1864, 1866 und 1870/71.

Foto 09: Dorfmuseum Kleinkrausnik. Blick in die Gute Stube.

Foto 10: Dorfmuseum Kleinkrausnik. Die Gute Stube von den Ortschroniken über die Schule zur Feuerwehr. 
Danach wecken die Spielsachen auf dem Stubentisch das Interesse.

Foto 11: Die Gute Stube mit Glasvitrine, darin Fotos und historischen Militärdokumente. Rechts auf dem Stubentisch alte Spielsachen.

Foto 12: Auf der Couch dahinter, Musikinstrumente der
ehemaligen Dorfkapelle und Hausmusik.
Während Norbert weiter geduldig durch die Stube führt und Fragen beantwortet, Gelegenheit für einen fotografischen Abstecher in die gegenüber liegende historische Küche. Es ist ein Mix aus verschiedenen Zeiten. Doch dieser vermittelt einen Eindruck einer weniger vom Konsum sondern Pragmatismus geprägten Kochwelt.

Foto 13: Dorfmuseum Kleinkrausnik. Historische Küche im Stil-Mix.

Foto 14: Die Kochecke mit Regal und Waschgelegenheit.


Foto 15: Küchentisch am Fenster mit Regal und Küchenwaage.
Natürlich gehören historische Kochbücher auch dazu.

Foto 16: Allgemeines Wiener Kochbuch vom Anfang des 19. Jahrhunderts.
Ein Sonntagnachmittags-Kaffeetisch ist in der Küche hübsch eingedeckt. So lecker wie er aussieht, so wenig ist er essbar, verrät Norbert schmunzelnd in der Tür stehend sein Geheimnis. Der Kuchen ist aus Beton. Die Farbe eine eigene Mischung. Glänzt bis heute wie gute echte Schokolade.

Foto 17: Hübscher Kaffeetisch mit Schokorührkuchen. Lecker aber nicht essbar.

Nettes Detail: Historisches Küchenradio auf dem Fensterbrett.
Foto 18: Nettes Detail: Historisches Küchenradio.
Schnell sind 30 Minuten vorbei, die Kamera um über 60 Fotos voller und die Kinder ziehen wieder davon. Leer bleibt es nicht. Kurz drauf stehen die nächste Besucherin in der Tür. Eine Bekannte aus Kleinkrausnik.

Foto 19: Führung durch die Bürokratie der historischen Landwirtschaft.
Gegen 15:00 Uhr hat es draußen angefangen zu regnen, was erst auffällt als ein Besucher reichlich nass in der Tür steht. Trotz Regen ist er mit dem Fahrrad gekommen.

Foto 20: Weitere Besucher sind eingetroffen.

Foto 21: Die Ausstellungsstücke auf dem Stubentisch werden erklärt.
Eine der Besucherinnen hat eine Kaffeetasse mitgebracht. 10. Country-Fest 2005 in Kleinkrausnik, ist darauf zu lesen.

Foto 22: Tasse zum 10. Country-Fest Kleinkrausnik
des Country-Danc-Club 
Red Eagle e.V.
Trotz vieler Sammelstücke in der gut ausgestatteten Küche, dass hat Norbert Zach doch noch nicht. Die Freude ist sichtlich groß.

Foto 23: Rückseite der Tasse vom 10. Country-Fest
Kleinkrausnik.

Weiter geht es durch die Gute Stube.


An der Ostseite der Stube befinden sich einige Eisenbahnerinnerungen. Dazu auch die persönliche Eisenbahneruniform von Norbert aus der Zeit der ehemaligen Deutschen Reichsbahn.

Foto 24: Totale von der Eisenbahn-Seite in der Guten Stube.
Auf und unter dem Tisch hat sich allerlei historische Telefontechnik angesammelt. Hier schlägt zweifellos der ehemalige Beruf durch. Kommunikationstechnik war immer das Rückrat der Eisenbahnen.

Foto 25: Eisenbahn-Kommunikationstechnik vom Signalhorn, über Petroleum-Signallampe bis zu BASA-Telefonen für verschiedene Zwecke.

Foto 26: Historischer Kommando-Schrank.
Sein Zweck, manuelle Vermittlung von
Telefongesprächen. Links oben eine Siegelzange.
Dazu Reichsbahn-Embleme, Schulterstücke
und eine 4,5 Volt Taschenlampe mit Farbscheiben.
Rechts eine Fernmeldebauvorschrift wovon es noch
mehr gibt.
Norbert kennt sie alle und kann zu jedem Gerät etwas Interessantes erzählen.

Eine Besucherin überreicht Norbert eine Blume als Dank für die viele Mühe. Der freut sich.

Foto 27: Auch das gehört in Kleinkrausnik dazu, Anerkennung
und wenn es mit einer Blume ist.
Am Fenster zur Straße hin befinden sich historische Schulunterlagen. Interessant mit was so in der Vergangenheit gelehrt wurde.

Foto 28: Schulliteratur aus dem letzten Jahrhundert.
Besonders interessant, eine historische lederne Federtasche eines Schülers. Aus welcher Zeit lässt sich nicht mehr genau feststellen. Doch zweifellos hat der Inhalt nicht nur einen Schüler überlebt.

Foto 29: Schüler-Federtasche Anno? 
Neben der Tür hängt die Kopie einer uralten Urkunde zu sehen. Die Ersterwähnung von Kleinkrausnik 1486.

Foto 30: Detail am Rande, ein kleines Tintenfass. Schreiben war in der Vergangenheit eben aufwändiger.

Foto 31: Ganz oben, Urkunde mit Ersterwähnung von
Kleinkrausnik 1486.

Norbert erklärt den Gästen welche verschieden Namen das Dorf im Laufe der Jahrhunderte mal trug. Einige klingen merkwürdig. Sind jedoch dem altdeutschen oder slawischen Sprachgebrauch geschuldet. Es stellt sich heraus, allein die verschiedenen historischen Ortsnamen sind schon eine Geschichte wert. Und die weiß Norbert mit sachter Stimme gut zu erzählen. Bald wird klar, er hat ein erstaunliches Wissen und kann zu fast jedem Ausstellungsstück Geschichte praktisch vermitteln und Geschichten erzählen. Ist das nicht mehr als genug Stoff für ein Buch zum Ort und dessen Geschichte? Norbert greift in ein Regal an der Wand und zieht ein Buch heraus. Das gibt es schon, meint er und weißt auf den Tisch mit der Spendenkasse.

Foto 32: Buch und Ansichtskarte über Kleinkrausnik.

Herausgegeben von Norbert Zach, das Buch über Kleinkrausnik. Dazu eine Ansichtskarte des Ortes. Kurz darauf hat eine Besucherin ein Buch erworben.
Ein gar nicht so dünnes Buch. Und beim durchblättern wird die darin steckende Recherchearbeit schnell klar.

Neben einem Original Feuerwehranzug steht eine historische Vereinsfahne des Kleinkrausniker Radfahrvereins.

Foto 33: Feuerwehranzug der 40er und
50er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Daneben Uniform und historische
Kleinkrausniker Feuerwehrtechnik.

Foto 34: Vereinsfahne des Radfahr-Vereines
Kleinkrausnik 1912.
Auf das Fensterbrett haben es Mitgliedsbücher, Orden und Abzeichen verschiedener Organisationen aus der DDR der 50er bis 70er Jahre geschafft. Interessant was auf dem Dorf so an Organisationen existierten. Über dem Fenster hängt eine DDR-Pionieruniform samt blauen Halstuch.

Foto 35: Alte Schulzeiten und Dokumente
von DDR-Organisationen, wie sie im Dorf
mal vorkamen.

Wie kommt man auf so eine Idee?


Man muss schon ein gesundes Maß an Verrücktheit besitzen, Dorfchronist sein und  ungenutzten Platz auf dem Grundstück haben, um so eine Idee in die Tat umzusetzen. Aspekte die bei Norbert offenbar günstig zusammenfielen. Wenn dann noch begeisterte Mitstreiter hinzu kommen und letztlich ein ganzes Dorf bereit ist, Böden, Keller und Scheunen nach interessanten Dingen zu durchsuchen, muss ja so etwas klappen, oder. Hat es auch, wie die Fotos zeigen.
Wie das Museum entstand, seine Eröffnung am 27. Juli 2022 und wie man als Eisenbahner auf so eine Idee kommt, ist auf der Internetseite der Stadt Sonnewalde beschrieben. Siehe hier: Stadt Sonnewalde, Dorfmuseum Kleinkrausnik

An einer Wand hängen handgezeichnete bunte Flurkarten von Klein Krausnick und Umgebung. Sie stammen aus einer Zeit als die Eisenbahnen daran arbeiteten Berlin mit Dresden und zwei Königreiche zu verbinden. Natürlich gibt es auch dazu Geschichten. Und die Bauzeiten der Eisenbahnen? Traumhaft kurz. Es war offenbar eine Zeit als Entscheidungen klar, Diplomatie geschickt und finanzieller Ausgleich noch vernünftig gestaltet waren. Widerstand gegen die Eisenbahn gab es keinen, dafür aber Arbeitsplätze.

An der Westseite steht ein großer Handwagen mit einem Schild „Blingänger …“.

Foto 36: Handwagen aus Fluchtzeiten. Beleg
eines bedrückendes Kapitels.

Mit samt der Vitrine daneben und den Karten an der Wand, stellen sie ein Kapitel einer scheußlichen Zeit dar. Krieg und Vertreibung. Mehr dazu findet der Leser im Buch über Kleinkrausnik. Auch einiges über die eigene Familiengeschichte von Norbert.

Weiter geht die Zeitreise in der Tischlerwerkstatt, die später auch Fahrradwerkstatt und Bastlerstube war. Teilweise merkwürdig anmutende Werkzeuge und Maschinen sind da auf der Tischlerwerkbank oder Hobelbank zu sehen. Ihr Zweck erschließt sich nicht sofort. Doch Norbert hat zu jedem Werkzeug eine Erklärung. Auch zu den merkwürdigen Hobeln. Siehe Foto weiter unten.

Foto 37: Werkbank mit verschiedenen historischen Werkzeugen und Messgeräten.

An der Wand ein Zimmermanns-Zirkel, Zeichnungen und Beschreibungen zur Anfertigung von Treppen sowie anderer Holzarbeiten. Auch ein passende Fachbuch ist noch erhalten geblieben. Auch hier gibt es einiges zu entdecken.

Foto 38: Etwas wurmstichig, Rundhobel.

Foto 39: Fitschen Eisen zum ausfräsen von rechteckigen Zargen.
Natürlich hat auch hier Norberts Beruf hier seine Spuren hinterlassen. Leicht zu erkennen an den verschiedenen historischen Messinstrumenten der Elektro- und Kommunikationstechnik.

Foto 40: Historische Messtechnik in der Kommunikationstechnik vergangener Zeiten.
Auf er anderen Seite in der Werkstatt stehen alte Fahrräder und Teile davon. Die Tischlerwerkstatt dient später auch als Werkstatt für Fahrräder, Mopeds und Motoräder.

Foto 41: Frage: Wie hobelte man in früheren Zeiten eigentlich Treppenabsätze? Norbert Zach hält im Museum eine Erklärung dafür bereit.

Oder was mag das für eine Maschine sein?

Foto 42: Etwas ganz banales, aber für Raucher
sehr wichtig, eine Tabakschneidemaschine.
Auf er anderen Seite in der Werkstatt stehen historische Fahrräder und Teile davon. Die Tischlerwerkstatt dient später auch als Werkstatt für Fahrräder, Mopeds und Motorräder. Doch das ist ein Kapitel für sich und würde den Rahmen hier sprengen.

Mittendrin fällt ein Kinderwagen mit Inhalt auf. 

Foto 43: Mitten in der Werkstatt eine kleine Kinderabteilung mit Utensilien des Kindertransportes. 

Allein an Hand der vorhanden Technik und Werkzeuge könnte zweifellos ein abendfüllender Vortrag entstehen. Vielleicht eine Idee für eine interessante Veranstaltung.

Um alle Ausstellungsobjekte hier darzustellen, reicht ein Blog bei weitem nicht. Grob überschlagen dürften es etwa 900 Ausstellungsstücke sein. Selber mal ansehen, ist also angesagt. Wer hier eine streng wissenschaftlich-historisch geordnete Ausstellung erwartet, täuscht sich. Es ist ein Spiegel mühsamer Arbeit und des Lebens der Menschen auf dem Lande. Echt eben. Und das macht genau den Reiz dieses Dorfmuseums aus.

270 Fotos später ist die Sonderöffnungszeit vorbei. Viel zu kurz, wie sich herausstellt. Draußen hat es hat aufgehört zu regnen. Noch ein kurzer Rundblick in den Ort, dann geht es zurück an den Computer.

Wie und wann ist das Dorfmuseum geöffnet?


Norbert Zach führt nach Vereinbarung durch das Dorfmuseum (Telefon: 035323-61119, E-Mail: zachnorbert@aol.com). Es gibt aber auch Sonderöffnungstage. Diese sind der örtlichen Presse und der Internetseite der Stadt Sonnewalde zu entnehmen. Vorher Anmelden ist sinnvoll und Zeit mitbringen unumgänglich. Doch es lohnt sich.

Freitag, 25. April 2025

Neuigkeiten aus dem Gemüsebeet – Niederlausitzer Fundstücke -

Von historischen Münzen und Werkzeugen der Steinzeit aus dem Frühlings-Beet


Es gibt immer etwas zu entdecken, selbst auf dem kleinsten Stück der Welt, hat mal ein kluger Mensch gesagt. Das ist schon ein paar tausend Jahre her. Recht hat er aber immer noch. Und ein ordentlicher Regen macht Entdeckungen schon mal leichter. Zumindest im Garten. Ergebnis sind einige kleine Steinwerkzeuge und inzwischen zwei Münzen.

Foto 1: Übersicht der Fundstücke aus dem Gemüsebeet.

Auf dem Foto 1 sind mal die Fundstücke der letzten beiden Jahre zusammengefasst. Rechts ein paar Feuerstein-Schaber zum abschaben von Leder. Dazu kleine Pfeilspitzen zur Vogeljagd oder sonstiger Kleintiere. Oben rechts schwarz noch mal ein Schaber aber nicht aus Feuerstein sondern Kieselschiefer. Durch Verwitterung hat er seine Abschlagskanten weitgehend verloren.

Oben ein links kleines Stück geschmolzenes Glas. Kein Splitter sondern ein flacher Glastropfen. Offenbar bei der Glasherstellung übrig geblieben.

Links die beiden Münzen. Die untere französische Münze mit dem Loch wurde hier bereits vorgestellt. Zur oberen gleich mehr.

Foto 2: 50 Reichspfennige aus dem Jahr 1922, Vorderseite.

Eine sehr häufige Gebrauchsmünze aus Aluminium. Wurde etwas über 45 Millionen mal geprägt. Diese Art von Reichpfennigen wurden von 1918 bis einschließlich 1922 heraus gegeben. Sie waren aber danach noch lange gebräuchlich. Nur während der Inflationszeit hatte sie naturgemäß an Bedeutung verloren.

Foto 3: Rückseite der 50 Pfennig-Münze, mit Adler-Symbol und dem Spruch „Sich regen bringt Segen“. Wichtig: Unter dem Adlerschwanz ist ein A zu erkennen. Das hebt die Münze von dem Sammlermünzen und Sonderausgaben ab.

Durch die sehr lange Zeit im Gartenboden ist die Münze stark verkrustet und beschädigt. Einen materiellen Wert stellt sie also nicht dar.

Wer mehr über die Münze wissen möchte, hier ein Link zu Informationen: Numista

Über die Herkunft der Feuersteinartefakte lässt sich leider nichts Konkretes ermitteln. Unter den Beeten befindet sich der Schwemmfächer eines Gletschers, was die Gerölle und Feuersteine gut belegen. Darunter die feuersteinfreie Kieslagerstätte des zweiten Senftenberger Elbeverlaufes im Pliozän (Tertiär). Da die Kleingartenanlage seit über 100 Jahren in Nutzung ist und möglicherweise ein Bodenaustausch stattgefunden hat, ist eine Herkunft nicht feststellbar. Trotzdem bleibt es spannend was der Kleingärtner außer Gemüse so alles noch ernten kann. Es lohnt sich also diese kleine Stück der Welt im Auge zu behalten. Sehen wir also hin.