Freitag, 25. April 2025

Neuigkeiten aus dem Gemüsebeet – Niederlausitzer Fundstücke -

Von historischen Münzen und Werkzeugen der Steinzeit aus dem Frühlings-Beet


Es gibt immer etwas zu entdecken, selbst auf dem kleinsten Stück der Welt, hat mal ein kluger Mensch gesagt. Das ist schon ein paar tausend Jahre her. Recht hat er aber immer noch. Und ein ordentlicher Regen macht Entdeckungen schon mal leichter. Zumindest im Garten. Ergebnis sind einige kleine Steinwerkzeuge und inzwischen zwei Münzen.

Foto 1: Übersicht der Fundstücke aus dem Gemüsebeet.

Auf dem Foto 1 sind mal die Fundstücke der letzten beiden Jahre zusammengefasst. Rechts ein paar Feuerstein-Schaber zum abschaben von Leder. Dazu kleine Pfeilspitzen zur Vogeljagd oder sonstiger Kleintiere. Oben rechts schwarz noch mal ein Schaber aber nicht aus Feuerstein sondern Kieselschiefer. Durch Verwitterung hat er seine Abschlagskanten weitgehend verloren.

Oben ein links kleines Stück geschmolzenes Glas. Kein Splitter sondern ein flacher Glastropfen. Offenbar bei der Glasherstellung übrig geblieben.

Links die beiden Münzen. Die untere französische Münze mit dem Loch wurde hier bereits vorgestellt. Zur oberen gleich mehr.

Foto 2: 50 Reichspfennige aus dem Jahr 1922, Vorderseite.

Eine sehr häufige Gebrauchsmünze aus Aluminium. Wurde etwas über 45 Millionen mal geprägt. Diese Art von Reichpfennigen wurden von 1918 bis einschließlich 1922 heraus gegeben. Sie waren aber danach noch lange gebräuchlich. Nur während der Inflationszeit hatte sie naturgemäß an Bedeutung verloren.

Foto 3: Rückseite der 50 Pfennig-Münze, mit Adler-Symbol und dem Spruch „Sich regen bringt Segen“. Wichtig: Unter dem Adlerschwanz ist ein A zu erkennen. Das hebt die Münze von dem Sammlermünzen und Sonderausgaben ab.

Durch die sehr lange Zeit im Gartenboden ist die Münze stark verkrustet und beschädigt. Einen materiellen Wert stellt sie also nicht dar.

Wer mehr über die Münze wissen möchte, hier ein Link zu Informationen: Numista

Über die Herkunft der Feuersteinartefakte lässt sich leider nichts Konkretes ermitteln. Unter den Beeten befindet sich der Schwemmfächer eines Gletschers, was die Gerölle und Feuersteine gut belegen. Darunter die feuersteinfreie Kieslagerstätte des zweiten Senftenberger Elbeverlaufes im Pliozän (Tertiär). Da die Kleingartenanlage seit über 100 Jahren in Nutzung ist und möglicherweise ein Bodenaustausch stattgefunden hat, ist eine Herkunft nicht feststellbar. Trotzdem bleibt es spannend was der Kleingärtner außer Gemüse so alles noch ernten kann. Es lohnt sich also diese kleine Stück der Welt im Auge zu behalten. Sehen wir also hin.

Dienstag, 22. April 2025

Gottes Schrift in der Calauer Herrenheide? – Niederlausitzer Fundstücke -

Schriftgranit: Vom Stein der eigentlich ein Kristall ist.


Nein das hier ist kein „Calauer“. Das ist echt, denn ein Lichtreflex im abendlichen Sonnenlicht führte zum Fundstück auf einem Lesesteinhaufen. Der Grund, der gut reflektierende Stein stellt sich bald als Kristall heraus. Wie das?

Gesteine bestehen aus einer Mischung verschiedener Mineralien. Diese liegen sehr oft in verschiedenen Kristallformen vor. Darunter gibt es Gesteine, die fallen allein schon durch ihre merkwürdige Oberfläche auf. Schriftgranit gehört dazu.

Foto 1: Schriftgranit-Fund aus der Herrenheide bei Calau.
Sollten alte germanische oder slawische Völker ihre schriftlichen Zeugnisse an einem Waldrand bei Calau hinterlassen haben? Oder handelt es sich tatsächlich um die Schrift Gottes in Hebräisch? Sehen wir uns die Sache mal an.

Anfang 2025 gesellte sich am Feldrand von Craupe ein weiteres Fundstück dazu.

Foto 2: Schriftgranit von Craupe.
Kurze Zeit später im März, ein größerer Schriftgranit an einer Feuerstelle am Bergheider See. Also selten ist Schriftgranit nicht aber ungewöhnlich schon, wie wir gleich sehen werden.

Foto 3: Schriftgranit-Fund vom Bergheider See. Die Schwärzung geht auf die Feuerstelle zurück. Unmittelbar darüber befindet sich ein kleiner Einschluss aus Granit. Ein sogenannter Xenolith.
Bei unseren beiden Fundstücken aus der Nähe von Calau und Craupe, ist der Schrifteindruck nicht so gut ausgeprägt. Mit viel Phantasie könnte man aber auch hier an verzerrte Runen, mesopotamische Keilschriftzeichen oder noch besser, die hebräischen Schriftzeichen der Qumran-Schriftrollen denken. Für Letztere finden sich in den beiden Fundstücken gleich mehrere Buchstaben wieder.

Foto 4: Fundstück bei Calau. Mit etwas Phantasie sind hier der Buchstabe Zaijin ז für s, der Buchstabe Chet ח für ch und Buchstabe Nun נ für n des alten hebräischen Alphabetes zu erkennen. Letzterer wird auch im modernen Arabischen als Nun für n verwendet.

Foto 5: Einige Beispiele zum Hebräischem Alphabet zum Vergleich.


Mit etwas Phantasie lässt sich die Liste der hebräischen Schriftzeichen auf den folgenden Fotos noch um die Buchstaben Daleth ד für D, Gimel ג für G und Taw ת für T oder th ergänzen. Doch es ist alles nur Täuschung. Warum?

Foto 7: Fundstück von Calau. Gedanklich muss man die Schriftzeichen etwas drehen um sie auf den Fundstück zu erkennen.
Foto 8: Zeilenartiges Schriftbild im Schriftgranit von einer Feuerstelle am Bergheider See (Lichterfeld).

Was ist Schriftgranit?


Schriftgranit ist ein natürliches, sogenanntes Pegmatitisches Gestein, mit einem besonderem Mineralgefüge. Zum Begriff Pegmatit gleich mehr.
Bei unseren Fundstücken besteht die Zusammensetzung aus ca. 30 Prozent Quarz und etwa 70 Prozent rosa oder rötlichem Kalifeldspat. Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und ungewöhnlichen Eigenschaften, tritt er als einzelner Kristall (Monokristall) auf. Das erklärt auch seine guten Reflektionseigenschaften.

Foto 9: Reflexion auf den Oberflächen der Kalifeldspäte links.


Wie sind unsere Schriftgranite entstanden?


Steigt Magma in der Erdkruste auf, kommt es gelegentlich vor, dass es die Erdoberfläche nicht erreicht. Es bleibt in der Erdkruste schlicht stecken. Ein sogenannter Pluton entsteht.

Abbildung 1: Vereinfachte Skizze eines Granit-Plutons.
Nähere Informationen was ein Pluton ist und wie er entsteht sind hier zu finden: Plutone

Der nun einsetzende langsame Abkühlungsprozess des Magmas läuft nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten ab. Sie sind abhängig von der Zusammensetzung des Magmas, den Druck- und Temperaturverhältnissen, dem Mengenverhältnis der Minerale zueinander und dem Wassergehalt. Dieser Prozess nennt sich Magmatische Differentation. Wer mehr dazu wissen möchte findet hier weiterführende Informationen: Magmatische Differentiation

Wasser spielt übrigens eine wichtige Rolle. Es steht im Pluton unter hohem Druck, ist im Magma gelöst und oft in den Mineralen chemisch gebunden.

Zuerst kristallisieren aus dem Magma die dunkleren und dichteren Minerale aus. Da sie einen höheren Kristallisationspunkt haben, bilden sie schon bei höheren Temperaturen Kristalle aus und setzen sich meist unten im Pluton ab.
Da der Abkühlungsprozess langsam erfolgt und mit sinkenden Temperaturen Schrumpfungsprozesse im Magma einsetzen, haben die Minerale mehr Zeit und Platz sich günstige Positionen im atomaren Kristallgitter zu suchen und damit größere Kristalle zu bilden. Es entstehen gut sichtbare Minerale. Meist sind es helle Gesteine wie Granite und Granodiorite, seltener dunklere Syenite und basische Gabbros.

Bei der Bildung der Kristalle wird das Wasser nicht gebraucht. Folglich steigt im verbleibenden heißen Magma der Wassergehalt an. Es entwickeln sich heiße magmatische Lösungen mit der Neigung zum Riesenwachstum. Ab einer Kristallgröße von etwa drei Zentimetern sprechen die Geologen dann von Pegmatiten.

Foto 10: Pegmatit aus rotem Kalifeldspat und blaugrauem Quarz. Fundort Kunersdorf (SPN) 1973. 
Deren Kristalle können Größen von Dezimetern bis mehreren Metern erreichen. Je nach Zusammensetzung gibt es verschiedene Pegmatite. Schriftgranit ist ein solches Pegmatit, aber mit einer besondere Entstehungsgeschichte.

Ist der Abkühlungsprozess im Pluton so weit fortgeschritten so das die meisten Mineralarten auskristallisiert sind, verarmt die Schmelze an Mineralen bis meist nur noch eine heiße, wasserreiche Schmelze aus Feldspäten und Quarz übrig bleibt. In unseren Schriftgraniten von Calau, Craupe und Bergheider See sind es Kalifeldspat (rosa) und Quarz (grau). Beide Minerale sind die mit dem niedrigsten Kristallisationspunkt. Wobei Feldspat hier noch eine besondere Form an nimmt. Er liegt als sogenannter Mikroklin vor, der Idealform der Kristallisation von Feldspat-Kristallen. Mit bloßem Auge oder Lupe ist der Unterschied zu übrigen Feldspäten nicht zu erkennen. Da solche Untersuchungen besondere Technik erfordern, soll es für unsere weiteren Betrachtungen keine Rolle spielen.

Dafür haben sich in unseren Fundstücken einzelne Glimmerplättchen gerettet. Es handelt sich um Muskovit, auch als Hellglimmer bezeichnet.

Foto 11: Fundstück von Craupe. Kleine Muskovit-Minerale mittig im Foto. Sie sind an ihrem silbrigen Glanz erkennbar.
Zwar haben beide verbleibende Mineralarten unterschiedliche Kristallisationspunkte, doch unter dem noch hohen Druck im Magmakörper und beim erreichen eines bestimmten Mengenverhältnisses zueinander, gleichen sich die Kristallisationspunkte von Quarz und Kalifeldspat an. Je nach Druckverhältnissen ist das typischerweise im Temperaturbereich von etwa 650 °C bis 700 °Celsius der Fall. Geologen sprechen dann vom Entstehen einer „Eutektischen Schmelze“. Siehe Grafik oben.

Eutektisch ist altgriechisch und bedeutet eu- gut, teko schmelzen. Einer Schmelze die überwiegend aus zwei unterschiedlichen Mineralen besteht und deren Komponenten sich im Gleichgewichtszustand zueinander befinden.

Sinkt die Temperatur nun noch geringfügig weiter, wird der sogenannten Eutektische Punkt der Gesteinsschmelze unterschritten. Als Folge kristallisieren beide Mineralarten schlagartig gleichzeitig aus. Es bilden sich also verschiedene Mineralkörner bei gleichem Kristallisationspunkt, die zu einem einzigen Kristall zusammenwachsen. Der oben erwähnte Monokristall ist entstanden.

Foto 12: Rückseite vom Fundstück am Bergheider See. Fast netzartig durchziehen die grauen Quarzminerale die Grundmasse aus hellem Kalifeldspat. Besonderheit hier, die Quarzminerale sind in drei verschiedene Richtungen eingeregelt. Das zeigt das beim Erstarren die Eutektischen Schmelze sich in einer Fließbewegung befand.
Quarz bricht in der Regel muschlig, bogenförmig und irregulär, Kalifeldspat dagegen geradlinig entlang seiner Kristallgitter. Wegen des Mengenverhältnisses und der engen Verbindung der beiden Minerale, überwiegt der Bruch entlang gerader Flächen. Das hebt die Kristallform des Schriftgranits hervor und erklärt die gute Reflektion in der Abendsonne.

Foto 13: Fundstück bei Calau. Gut zu sehen, bestimmend für den Bruch ist der Kalifeldspat.
Mittig einzelner gut reflektierender Kalifeldspatkristall.
Quarz hat die Neigung stänglige oder nadelige Kristallstrukturen zu bilden, Kalifeldspäte eher massige dickere Kristalle oder Kristallgerüste. Als Folge entsteht das runenartige Bild im Monokristall, das an historische Schriftzeichen erinnert.

Wir sehen also, unser Schriftgranit ist ein Pegmatit, aber doch mit sehr speziellen Entstehungsbedingungen und Eigenschaften.

Woher kommt unser Schriftgranit?


Pegmatite zählen zu den Gesteinen die sich in einem abkühlenden Pluton meist zuletzt bilden. Folglich entstehen sie oft im Zentrum oder Deckenbereich eines Plutons und treten auch als Gänge in den Klüften bereits abgekühlten Magmas auf. Aber auch in Spalten und Rissen des dem Pluton benachbarten Gesteins, können solche Pegmatit-Gänge auftreten. Damit auch Schriftgranit.

Foto 14: Schriftgranit von Craupe mit einer deutlich scharf abgegrenzten Kontaktzone zum benachbarten granitsichem Pegmatit.
Erreichen solche Plutone später durch Gebirgsbildungsprozesse und /oder Verwitterung die Erdoberfläche, treten sie als Felsen zu Tage. Aufgrund ihrer Bildungsweise im Pluton, haben Quarz und Kalifeldspat gemeinsame spaltbare Eigenschaften. Sie brechen also wie ein Stück vom Felsen ab, behalten deshalb häufig Formen wie ein Kristall.

Da sich wenigstens vier Eiszeiten über die Umgebung von Calau-Kemmen-Craupe walzten, ist anzunehmen das unsere beiden Fundstücke auch deren eiszeitliches Speditionsgut aus Skandinavien sind. Beim Bergheider See-Fundstück dürfte das auch so sein, nur möglicherweise eine Eiszeit weniger.

Skandinavien stellt heute ein Sammelsurium verschiedener sehr alter Kontinentalfragmente dar. In den über 3 Milliarden Jahren seiner Entstehung, Gelegenheit genug Plutone mit granitischen Schmelzen zu bilden und später durch Erosion zu Tage zu fördern.

Von Gottes Wort zur Wissenschaft


Schon im alten Griechenland ist dieses Gestein als "Graphos" (griechisch für Schreiben /Zeichnen) aufgefallen, wurde dort zum ersten Mal beschrieben und zu verschiedenen Schmuckstücken verarbeitet. Hinweise zur Nutzung aus den Steinbrüchen um Answan im Alten Ägypten gibt es ebenfalls.

Mehr Bekanntheit erlangte Schriftgranit als Runenstein oder Runit im ausgehenden Mittelalter. Zu dieser Zeit war die Naturphilosophie stark von der Religion beeinflusst. In einer Zeit als die Menschen wegen ihrer starken religiösen Ausrichtung ständig auf der Suche nach Gottes Worten waren, lag es nahe in den seltsamen Zeichen Gottes Willen zu ergründen. Im 16. Jahrhundert nahm diese Art von Forschung Fahrt auf. Bekannte Gelehrte wie Johann Heinrich Alsted (1588–1638) und Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) forschten am Konzept der Symbolik in der Natur. Andere Gelehrte und Theologen stellten ganze Alphabete auf und suchten mit raffinierten Ansätzen nach dem Sinn der Zeichen im Gestein. Es gelang sogar einzelne kurze Worte im Schriftgranit zu identifizieren, was die Menschen damals zweifellos faszinierte, doch einen Sinn ergaben sie nie. Das führte aber nicht zur Resignation sondern neuen Denkansätzen.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts mündete die Naturphilosophie in eine eher rationale Forschung. Mit Georg Christian Füchsel (1722–1773), Ernst Gottlieb von Schlotheim (1760–1832) und den Chemiker und Geologen Alexandre Brongniart (1770-1847) übernahmen namhafte Geologen. Nun wurden die Zeichen im Graphischen Granit, wie das Gestein mittlerweile genannt wurde, als das erkannt was sie tatsächlich sind, Mineralische Bildungen. Das führte zu der Frage nach ihrer Entstehung.

Alexandre Brongniart schrieb im Jahr 1813 über den Granite Graphique in seinem Werk „Essai d'une classification des roches“. Darin führt er eine systematische Klassifikation von Magmatischen Gesteinen ein und beschreibt die besonderen Eigenschaften des Graphischen Granits.

Mit dem Zeitalter der Aufklärung in Europa, wuchs die Neugier am rationalen Verständnis unserer Welt. Als Folge wurde es in Teilen der Gesellschaft Mode Mineral- und Steinsammlungen anzulegen. Etwas was vor Johann Wolfgang von Goethe (1746-1832) nicht Halt machte. Dieser wache Geist schrieb 1814 in seinen bekannten Karlsbader Briefen über seine Streifzüge in der Umgebung seines Kuraufenthaltes und das Auftreten von Schriftgranit in den dortigen Steinbrüchen. Nun schon mit der modernen Bezeichnung. 1827 führte der bekannte Heidelberger Geologe Karl-Cäsar von Leonhard (1779-1862) den Begriff Schriftgranit in die Wissenschaft ein.

Aus der Beobachtung des gemeinsamen Auftretens von Schriftgranit mit Graniten und Pegmatiten, resultierte in der Folgezeit ein besseres Verständnis der Entstehung von Magma. Dazu kamen neue Erkenntnisse in der Kristallographie. 1888 äußerte Sir Jethro Justinian Harris Teall (1849-1924), ein bekannter britischer Geologe, den Verdacht das Schriftgranit ein Ergebnis einer Eutektischen granitischen Schmelze sein könnte.

Mit seinen grundlegenden Forschungen zu Silikatschmelzlösungen, legte Johann Hermann Ludwig Vogt (1841-1898), die Basis für das Verständnis von magmatischen Prozessen und Gesteinsbildung. Schon kurz darauf folgte Alfred Bygden 1906 mit seinen Untersuchungen zum quantitativen Verhältnis zwischen Feldspat und Quarz in Schriftgraniten.

In den nun folgenden 110 Jahren sorgten zahlreiche Aufsätze und wissenschaftliche Abhandlungen für immer neue Erkenntnisse. Sie beschäftigen sich vermehrt mit der Wechselwirkung der Kristalle in Schriftgraniten an deren Grenzflächen. Nicht ohne Grund. Haben doch Eutektische Schmelzen als Verbundmaterialien heute in der Industrie große Bedeutung erlangt. Und mit seiner dreidimensionalen gleichförmig ausgerichteten Anordnung der Minerale im Gestein, fasziniert es bis heute Generationen von Wissenschaftlern.

Wenn es einen Gott geben sollte, so hat er uns mit seiner Schrift im Schriftgranit dazu verführt, uns besseres Wissen über unsere Welt zu verschaffen. Als Mittel diente ihm die uns innewohnende Neugier. Insofern hat er uns mit Schriftgranit auf nicht nur einen Pfad der Erkenntnis geschickt. Wie aktuelle Forschungen zu Grenzflächen zwischen den Kristallen zeigen, ausgeforscht ist Schriftgranit noch lange nicht. Ganz schön clever, oder?

Foto 15: Schriftgranit von Calau, Detailaufnahme mit der typischen kristallographischen Anordnung der beiden Minerale Kalifeldspat und Quarz.

Was bleibt also?


Ein schönes Gestein das ein Kristall ist, mit einer heißen und spannenden Geschichte, die noch nicht zu Ende geschrieben ist.

Sonntag, 6. April 2025

Die Münze aus dem Gemüsebeet – Niederlausitzer Fundstücke -

 Von einer etwas andere Ernte.


Ein Garten soll ja bekanntlich nicht nur dem gärtnerischen Glück dienen, sondern auch Erträge zustande bringen. Zum Gärtnerischen Ernteglück führen logischerweise  geernteten Früchte. Klar, der April ist nicht gerade der Monat für Ernten. Doch was wenn die Beete im Garten völlig unerwartete Früchte tragen? Zum Beispiel französische Münzen?

Französische 20-Centimes Münze 1941, Vorderseite.
So geschehen in der Gartensparte „Schrebergarten 1916 e. V. in Finsterwalde am letzten Samstag. Nach Abschluss der Vorbereitungen für ein Gemüsebeet, erschien unter der Schaufel eine graue Scheibe mit Loch. Was im ersten Augenblick noch als breite Unterlegscheibe durch ging, entpuppte sich nach dem Reinigen als graue Münze mit Loch.

Später am Nachmittag, nach dem gründlichen Reinigen der Münze und einer ordentlichen Tasse Kaffee in der Hand, gestaltete sich die Recherche kurzweilig. Schnell stand fest, es ist die Zeit der Vichy-Regierung 1941 in Frankreich, also den noch unbesetzten Teil des Landes. Flankiert von zwei Weizenähren steht 20 CENTIMES 1941 auf der Vorderseite. Auf der Rückseite ist aufgeprägt ETAT für Staat und FRANCAIS für Frankreich. Als Münzmaterial haben die Hersteller Zink gewählt.

Rückseite der 20-Centimes Münze aus dem Jahre 1941.

Es handelt sich also um eine Standartwährung und das Gegenstück zur heutigen 20 Cent-Münze, nur eben aus dem 2. Weltkrieg. Herausgegeben ab 1941 und eingezogen 1947. Wer mehr über diese Münze wissen möchte, findet hier Informationen: Numista

Natürlich freut sich der Hobbygärtner auch über solche Ernten, auch wenn der Wert der Münze heute eher gering ist und bestenfalls irgendwo im 1 bis 2 Eurobereich liegen dürfte. Zudem ist die Münze wegen des langen Aufenthaltes im Boden korrodiert.

Erhebt sich die Frage wie diese Münze in eine Gartenkolonie in die Niederlausitz gelangt ist. Abschließend lässt sich die Frage nicht beantworten. Doch naheliegend ist das ein Soldat an der Besetzung Frankreichs 1940 beteiligt war und die Münze aus dem Krieg mitgebracht hat.