Donnerstag, 12. Dezember 2024

Falkenberger Kalenderfrühschoppen – Niederlausitzer Begegnungen -

Sonntag 17. November 2024, 10:00 Uhr, Gaststätte „Zur Guten Quelle“ in Falkenberg /Elster. Nach dem Eintreten empfängt mich eine urige Eisenbahnatmosphäre.

Einladung zum Kalenderfrühschoppen.
Quelle: Markus Winter
Im Gastraum stehen verteilt zwei Leinwände bereit. Markus Winter, Meister Leit- und Sicherungstechnik im Ruhestand, werkelt mit der Technik im Gastraum. Noch sind letzte Handgriffe am Notebook und den Beamern nötig.

Markus Winter bei den Vorbereitungen.
Erste Gäste sind eingetroffen. Hinter den Tresen wird fleißig geräumt. Gastwirtin Gabriele Pratsch und ihr Mann treffen letzte Vorbereitungen.

Vorbereitungen am Tresen mit Gabriele Pratsch und Ehemann.
Was hier stattfinden soll hat seit wenigstens 25 Jahren Tradition. Der Falkenberger  Kalenderfrühschoppen mit Jahresrückblick und Vorstellung eines neuen Eisenbahnkalenders. Diesmal für 2025.

Begonnen hat das alles kurz nachdem Familie Pratsch die Gaststätte „Zur guten Quelle“ übernommen hat. Damals noch mit Diaprojektor und zweimal am Tag, weil der Platz für die Gäste nicht reichte und die Schichtarbeiter auch Gelegenheit bekommen sollten das zu sehen. Inzwischen ist es moderner geworden. Und warum zwei Leinwände? Damit in dem etwa U-förmigen Gastraum alle Teilnehmer etwas zu sehen bekommen.

Eisenbahnkalender gibt es viele. Einer der Bekanntesten dürften die „Bahnlandschaften“ der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG sein. Doch dieser Kalender hier ist etwas Besonderes. Er ist handgemacht.

Deckblatt des Eisenbahnkalender 2025,
Edition von Markus Winter.
Seine Fotos beschäftigen sich hauptsächlich mit der Eisenbahnumgebung Falkenberg /Elster. Dazu kommen einige Ausflüge in Deutschland, nach Luxemburg, Niederösterreich, Holland und in die historische Eisenbahn-Fotografie von Falkenberg vor 40 Jahren. Und noch etwas ist besonders: Von dieser Kalender-Edition gibt es nur 40 Exemplare!

In jedes einzelne Exemplar wurden ausgedruckte Fotos geklebt und darunter ein Text zur Erläuterung des Fotos gestellt.

Frau Winter mit den fertigen Kalendern.
Mittlerweile ist die kleine Gaststätte voller Gäste. Nach kurzer Eröffnung durch Markus Winter, geht es eine Stunde flüssig durch einen Vortrag mit zahlreichen Fotos der Streifzüge rund um Falkenberg /Elster, den umgebender Betriebsstellen, Stellwerken, seinen Reisen im In- und Ausland und natürlich durch die Jahreszeiten. Klar, es ist schließlich ein Eisenbahn-Jahresrückblick und ein Kalender die hier präsentiert werden sollen.

Publikum vor der Leinwand in der Gaststätte zur Quelle.
Das Ganze wird garniert mit originellen, manchmal fast skurrilen, Videos aus dem vergangenen beiden Jahren. Da zieht beispielsweise ein Dampfzug am liegengeblieben ICE vorbei. Die Kommentare im Raum sprechen Bände.

Abfahrt einer Dampflok neben liegengebliebenen ICE.
15 Minuten Vortrag später, unterstützt eine Dampflok die BLG Falkenberg beim Umsetzen eines 1 400 Tonnen Autozuges. Hier ist klar wo die Sympathien liegen.

Video des Dampf-Autozuges in Falkenberg /Elster.
Überhaupt hat sich ein Stammpublikum gefunden, was mit der Eisenbahn und Falkenberg fest verwurzelt ist. Darunter viele Eisenbahner die ihr Leben auf und bei den verschiedenen Bahnen zugebracht haben. Oft weit verstreut in Deutschland und getrieben von den Wechselfällen der Eisenbahnen über die Zeiten seit der Wende.

Gaststätte zur Guten Quelle. Gespannte Blicke der Gäste.
Im Hintergrund die zweite Leinwand.
Es folgt ein Streifzug durch die Eisenbahnereignisse der Jahre 2023 und 2024. Besuche in bekannt Museen und Ausstellungen. So in Strasbourg im Elsass /Frankreich, dem größten Eisenbahnmuseum Europas, in dem zufällig gleichzeitig eine Hochzeitsmesse stattfand. Ein guter Grund mehr für Fotos und Videos. Hier hat Markus eine Kuriosität fotografiert, eine Einschienen-Dresine. Dazu der TGV-Triebzug der Französischen Bahn, der mit 515 km/h Rekorde brach und auch von Markus schon mal in Falkenberg fotografiert wurde.

Oder Luxemburg mit seinem Straßenbahnmuseum in Petange Fournd de Gras. Dort gab es nicht nur Historisches zu sehen. Auch die neuen Stadler-Straßenbahntriebzüge, für die ebenfalls neu eröffnete 12-Kilometer Straßenbahnstrecke durch Luxemburg. Übrigens zur Zeit noch die einzige die Luxemburg, wie von Markus zu erfahren war.

Markus Winter am Mikrofon.
Fotos auch in Grafendorf, Österreich. Dort wurde vor dem Fotoshooting des Dampfzuges noch schnell die Strecke freigeschnitten. Anschließend zu sehen, Dampflok der dortigen Schmalspurbahn mit Mannschaftswagen für 32 Reisende oder 4 Pferde.

Besuch auch im Eisenbahnmuseum in Holland und verschiedenen Museumsbahnen in ganz Deutschland. Beispielsweise Eröffnung einer Ausstellung im ehemaligen RAW Dessau oder der Sonderzug mit Musikkapelle der Zittauer Schmalspurbahn.

Konzentriert und professionell beim Vortrag. Markus Winter.
Natürlich kommt der Großraum Falkenberg nicht zu kurz. Markus seine Tätigkeit im Bereich Instandhaltung der Leit- und Sicherungstechnik (LST), sowie viele Hinweise von Kolleginnen und Kollegen, ermöglichten ihm zahlreiche schöne Eisenbahnfotos und interessante Einblicke. So ist der jährliche Ferienzug aus Schweden in der Nähe von Großrössen zu sehen. Ein Umleiter-Zug der sonst über die Strecke Berlin-Dresden verkehrt. Oder Fotos von der erst erneuerten, dann abgebauten und inzwischen überwucherten Bahnsteigüberdachung Falkenberg /Elster. Ein teurer Schildbürgerstreich.

Zum Schluss gab es noch schöne Herbst-Eisenbahnmotive aus der Umgebung Falkenberg /Elster zu sehen.

Als Dank für die Unterstützung geht der erste Eisenbahnkalender 2025 an die Wirtin Gabriele. Mit der zusätzlichen Öffnung am Sonntag Vormittag, hat sie die Veranstaltung erst ermöglicht.

Gabriele Pratsch mit dem ersten Falkenberger Eisenbahnkalender für 2025.
Dann wechseln weitere Kalender den Besitzer.

Wie und wo kann man den Falkenberger Eisenbahnkalender erwerben?

In der Gaststätte Zur Guten Quelle, die meist von Montag bis Sonntag ab 17:00 Uhr geöffnet hat. Tel.: 035365 2287. Am Besten vorher mal anrufen denn diese Edition ist begrenzt.

Und woher kommen die historischen Eisenbahn-Fotos vom größten Eisenbahnknoten der Lausitz?

Klare Antwort, von Markus natürlich. Und kurze Zeit später erreichen mich Fotos der Quellen. Aktenordner und mehrere Koffer mit Dias und Negativen aus über vierzig Jahren Eisenbahnfotografie.

Koffer voller Eisenbahndias.
Quelle: Markus Winter

40 Jahre Eisenbahnfotografie Markus Winter.
Quelle: Markus Winter.
28962 Negative in 8 Ordnern, 6926 archivierte schwarz-weiß Negative in 9 Alben, chronologisch geordnet. Dazu kommen mittlerweile zahlreiche Videos. Ein beachtliches Werk und ganz klar, noch Grundlage für viele handgemachte Falkenberger Eisenbahnkalender.

Mappen mit den Negativen.
Quelle: Markus Winter.
Doch das sind nicht die einzigen Quellen. Viele Kollegen und die Mitstreiter im Falkenberger Eisenbahnmuseum wissen um Markus Winters Leidenschaft. So erreichen ihn immer wieder Fotos und Videos von Kollegen und Freunden.

Und wie begann diese Leidenschaft?

Ganz genau kann das Markus nicht sagen. Es muss wohl ein Virus sein, meint er. Sein Vater hat in Falkenberg auf dem Stellwerk B 20 als Zugmelder gearbeitet. An den Wochenenden wird auf den Stellwerken in 12- Stunden gearbeitet. Er begleitete seine Mutter oft, wenn sie ihm das Essen brachte. Da muss wohl die Infektion mit dem Eisenbahnvirus passiert sein.

Zitat: Wer eine Aufgabe mit Herzen anfasst, den packt die Aufgabe.
Quelle: Autor unbekannt.

Schon als Kind begeisterte er sich für die Dampfloks auf dem Bahnhof. Auch der ehemalige Wohnort in der Engelsstraße, Falkenberg /Elster begünstigte das, denn vom Fenster aus war der Bahndamm der Strecken Falkenberg-Leipzig gut zu sehen. Noch war er nicht zugewachsen.

Dampflok in Falkenberg /Elster am 13.06.1983.
Quelle: Markus Winter.
In einem Notizbuch wurden die Nummer der vorbeifahrenden Loks notiert. Erste Fotos entstanden 1973 mit einer Pova Start. Noch heimlich vom Bahndamm aus, weil fotografieren in DDR-Zeit auf Bahngelände verboten war. Später gesellte sie eine Spiegelreflexkamera Exa 1a dazu und wurde zum ständigen Begleiter. Weitere Kameras folgten. In den letzten Jahren dann das Handy.

Doch nicht nur die Eisenbahnkalender sind ein Ergebnis seiner Leidenschaft Eisenbahnfotografie. Inzwischen folgen Vorträge zu historischen Daten, zu Feiern und Jubiläen. Auch ein Album mit Eisenbahnfotos wird da schon mal zum Jubiläum eines Kollegen oder Freundes erstellt.

Markus Winter, immer mit einer gesunden Portion Humor, im Ruhestand.
Seit einigen Wochen ist Markus im wohlverdienten Ruhestand. Doch damit wird wohl noch lange nicht der Ruhestand der Leidenschaft eintreten. Und in dem riesigen Fundus an Eisenbahnfotos ist noch einiges zu tun. Freuen wir uns also auf die nächsten Vorträge und weitere Falkenberger Eisenbahnkalender.

-----------------------------------------------------
Blog: Mit 8 Megapixeln durch die Niederlausitz.
Autor: Vel Thurvik
Fotos: Vel Thurvik

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen