Loftahammar-Gneisgranit, ein Stück Schwedens in Kemmen
Um politischen Begehrlichkeiten gleich vorzubeugen, nein es geht nicht ums Geld, hier geht es um Jahre.
Beim Stöbern in den Erosionsrinnen am Mühlberg bei Kemmen /Niederlausitz, fällt ein schwarz-dunkelrotes Stück Fels auf. Fleischfarbene große Kalifeldspäte und Lagen aus schwarzem Biotit. Ein dunkler Granit?
| Aufnahme des Gneis-Granit vom Mühlberg bei Kemmen. |
Das Gestein besteht überwiegend aus großen dunklen fleischfarbenem Kalifeldspatkristallen. Mindestens 70%. Quarz ist nun unter der Lupe entdeckt und mit weniger als 10% vertreten. Er ist teilweise in einzelnen kleinen Kristallen als auch kleinkörnig in Lagen zwischen dem Biotit und Kalifeldspat erkennbar. Biotit mit deutlich mehr als 20%, bildet durchweg dunkle Lagen zwischen den Kalifeldspäten. Er ist eingeregelt, was zu einem gneisartigen Gefüge führt. Einige Feldspatkristalle sind mehr als 2 cm groß und leicht augenförmig ausgeprägt. Der Vierte im Bunde, Plagioklas tritt nicht in Erscheinung und ist weder unter der Lupe noch Mikroskop erkennbar.
Unser Fundstück hat also ein typisch porphyrisches Gefüge und ist leicht metamorph überprägt. Der dunkle Habitus des Fundstück und der geringe Anteil an Quarz, deuten auf ein leicht basisches oder intermediäres Ursprungsgestein hin.
| Rückseite des Gneis-Granit vom Mühlberg mit gut erkennbarer Lagenstruktur. |
| Gneis-Granit invertiert fotografiert. |
Herkunft, Geschichte und Vorkommen
Recherchen und Literatur nach zu urteilen, ist dieses Gestein vor 1,8 bis 1,9 Milliarden Jahren in Ostschweden, Lofthahammar-Gebiet, während der svekofennischen Gebirgsbildungsphase, in Präkambrische metamorphe Gesteine intrudiert (eingedrungen).
Ursache sind die Kollisionen mehrerer Inselbögen und Mikroplatten (Terrane) mit dem archäischen Karelien-Kraton, ein über 3 Milliarden Jahre alter Kontinentalkern. Zweifellos eine tektonisch aufregende Zeit. Es handelt sich also um eine Kollisionszone tektonischer Platten, ähnlich wie sie 1,4 Milliarden Jahre später, während der variszischen Gebirgsbildung, in der Niederlausitz erfolgen sollte.
Während des Gebirgsbildungsprozesses kam es offenbar zu einer metamorphen Überprägung des Gesteines. In der Folge ordneten sich die schwarzen Biotitminerale lagenartig zwischen die
Kalifeldspatkristalle ein. Der vorhandene Quarz wurde dabei mitgenommen.
Der Loftahammar-Gneisgranit gehört zu einer Gruppe an Graniten, Gneis-Graniten und Augengneisen die zwischen Edsbruk und Loftahammar, Ostgotland, auftreten. Gleichzeitig ist diese Region Schwedens wiederholt Quellgebiet verschiedener Eisströme nach Mitteleuropa gewesen. Damit wird der Reiseweg klar. Abgeladen wurde das Fundstück durch die letzte Saaleeiszeit (Warthestadium), vor circa 126 000 Jahren, in den Grundmoränen um Kemmen. Eine lange Reise für so ein altes Gestein.
In der mittleren und östlichen Niederlausitz kommt dieses eiszeitliche Geschiebe öfters vor, teilweise mit ausgeprägten augenförmigen dunkelroten Kalifeldspäten. Angeschliffen und poliert ein hübsches Gestein.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch in anderen Gebieten Schwedens vergleichbare Gesteine auftreten. Beispielsweise und Upland, Nerike, Norrland und weiteren Regionen. Verwechslungen sind also möglich.
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Quellen:
Prof. Dr. Ing Julius Hesemann
Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisung
Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen
Seite 54 und 55
Schweden - Magmatite - Loftahammar-Gneisgranit
skan-kristallin.de Loftahammar
Gesteine
Walter Maresch, Olaf Medenbach, Hans-Dieter Trochim
Mosaik Verlag
Wkipedia.de/Svekofenniden