Dienstag, 5. August 2025

Sonnewalder Winterpark und seine mysteriösen Eiskreise – Niederlausitzer Entdeckungen -

Eiskreise auf dem Sonnewalder Schlossteich. Ein seltenes Naturschauspiel 


Rechtzeitig vor dem Weihnachtsmarkt im Dezember 2023, hatte ein heftiger Wintereinbruch den Sonnewalder Schlosspark zum Winterpark verzaubert. Grund genug zu einem Streifzug für interessante winterliche Fotos.

Mitten auf dem Großen Schlossparkteich fielen dabei zwei Eiskreise auf. Sogar ein doppelter war entstanden. Als merkwürdiges Phänomen sind sie in verschiedenen Teilen der Welt schon aufgetreten. Nun waren sie im Großen Schlossparkteich Sonnewalde zu sehen.

Foto 01: Unauffällig aber erkennbar, seltsame Eiskreise und Eisränder im Großen Sonnewalder Schlossteich.
Erst nach näherer Betrachtung und intensiver Recherche erschließt sich die Ursache. Gestörte Strömungen. Angetrieben durch das Wasser des Schlosspark-Fließes, führt durch die Teiche eine leichte Strömung.

Foto 02: Optisch mysteriös aber mit natürlicher Erklärung, Sonnewalder Eiskreise.
Die Dynamik des Zufrierens in einem langsam fließenden Graben ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Lufttemperatur, die Wassertemperatur, die Wassertiefe, die Fließgeschwindigkeit und der Beschaffenheit des Gewässergrundes. Ein Gewässer friert zuerst dort zu wo das Wasser am ruhigsten ist. Meist vom Ufer her, an Inseln oder Hindernissen.

Grafik 01: Typischer Ablauf des Zufrierens eines langsam fließenden Gewässers. Quelle: Erstellt mit Gemini ai.
Dagegen bleibt es am längsten dort eisfrei, wo seine Strömung am stärksten ist. Die Strömung in den Teichen des Schlossparks ist sehr gering und unter normalen Umständen kaum wahrnehmbar.

Foto 03: Es wird eng für die Schwäne. Vom Ufer her zufrierende Wasseroberfläche auf dem Kleinen Sonnewalder Schlossparkteich.
Im Untergrund der Sonnewalder Schlossparkteiche befinden sich Untiefen und kleine Hindernisse. Das können auch Wasserpflanzen sein, denn davon haben die Teiche ja einige. Mit solchen Hindernissen wird die leichte Strömung durch die Teiche gestört. Durch diese Hindernisse bilden sich an der Oberfläche kleine Wirbel. Solche Wirbel verfügen über eine eigene Dynamik. Vom Rand zur Mitte hin bewegt sich das Wasser immer langsamer. Als Folge friert die Oberfläche des Teiches ungleichmäßig zu. Am Beginn bildet sich meist Eisgrus. Das sind kleine an der Wasseroberfläche frei schwimmende Eiskristalle. Aufgrund der Dynamik im Wirbel, sammeln sich diese kleinen Eiskristalle im Inneren des Wirbels und frieren zusammen. Es bildet sich im drehenden Wirbel eine kreisförmige Eisscheibe, die langsam nach außen hin anwächst.

Grafik 02: Symbolische Darstellung einer entstandenen Eisscheibe. An einer Engstelle im Graben hat sich eine Eisscheibe gebildet. Vom der Umgebung zur Eisscheibe hin wächst die Eisfläche zu. Erstellt mit Gemini ai.
Deren Stärke nimmt von der Mitte zum Rand hin ab. Dort wo die entstandene Eisscheibe wiederholt an die bereits festgefrorenen Randbereiche oder andere Hindernisse stößt, bildet sich ein flacher weißer Wall aus abgebrochenen winzigen Eisstückchen. Eine fast perfekt ringförmige Kruste entsteht. Siehe Foto 02 oben.

Ähnliches ist zu beobachten wenn über längere Zeit eine Oberflächenströmung bereits Eis mit sich führt und diese an die gefrorenen Randbereiche des Gewässers stößt. Auch das ist auf den Fotos vom Sonnewalder Schlossparkteich zu beobachten. Siehe Foto 04 unten.

Foto 04: Eisränder und Eiskreise aufgrund unterschiedlicher Strömungsverhältnisse auf dem Großen Sonnewalder Schlossparkteich.
Fällt die Temperatur weiter, friert letztlich auch der Teil der intensiveren Strömung zu. Auf der nun geschlossenen Eisoberfläche bleiben schmale weiße Ringe als mehr oder weniger große Eiskreise zurück. Unterschiedliche Stadien des Zufrierens der bewegten Wasseroberfläche sind also die Ursache für diese ringförmigen Eismuster.

Nebeneffekt: Wie auf Fotos oben gut zu sehen, gibt es hellere und dunklere Bereiche auf der Eisoberfläche. Dort wo die Strömung an stärksten ist, friert das Eis zuletzt zu. Ist also auch am dünnsten. Wegen der nur kleinen oder fehlenden Eiskristalle wird auftreffendes Licht weniger gut reflektiert. Folglich erscheint das Eis in diesem Bereichen auch dunkler. Siehe Foto 02 oben.

Um diese Phänomene der Eiskreise zu erzeugen, bedarf es ganz bestimmter Bedingungen und eines genauen Ablaufs. Weichen diese Bedingungen nur geringfügig ab, kommt es zu anderen Erscheinungen und die Eiskreise treten schlicht nicht auf. Offenbar waren die Bedingungen in der Nacht zuvor günstig.

Quellen für Recherchen:

Kreisende_Eisscheibe: https://de.wikipedia.org/wiki/Kreisende_Eisscheibe

Magazin 2000plus: https://www.magazin2000plus.de/index.php/artikel-nachrichten/nachrichten/item/1832-mysterioese-winter-phaenomene

TH-Technologie: https://de.scienceaq.com/Natur/1006050842.html

Daniel Lingenhöhl: Rätsel kreisender Eisscheiben gelöst. Spektrum.de, 22. April 2016
https://www.spektrum.de/news/raetsel-kreisender-eisscheiben-geloest/1408122
-----------------------------------------------------

Blog: Mit 8 Megapixeln durch die Niederlausitz.

Autor: Vel Thurvik
Fotos: Vel Thurvik

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen