Sonntag, 19. Mai 2024

Sex im Naturpark ...

Erwischt! Käfer-Sex im Kräutergarten.


Bei einem Streifzug durch die westliche Niederlausitz, stopp im frühlingshaften Klein Rössen, gesehen und sofort fotografiert.

Käfer-Sex in einer Blume im Kräutergarten.
Von dem regen Treiben der Besucher im Kräutergarten des Vereines im Naturschutzzentrum, ließen sich die beiden Käfer nicht stören. 

Hier geht es zur Sache.
Und was schön ist, soll man auch ordentlich machen. Für viele weitere schöne kleine Käfer.

Natürlich geht`s auch doller, als flotter Dreier in der Kiesgrube Ponnsdorf.
Flotter Käfer-Dreier in Ponnsdorf /Niederlausitz.

Sonntag, 5. Mai 2024

Ultramylonit oder die Subduktionszone aus dem Keller - Niederlausitzer Fundstücke -

Ultramylonit von Ponnsdorf /Niederlausitz und Mylonitfunde von Kemmen und Calau

Beim Aufräumen des Kellers fällt ein fast vergessenes Fundstück in die Hände. Ein Gestein mit einer bunten, merkwürdigen faltenreichen Relief-Oberfläche.

Foto 1: Ultramylonit von Ponnsdorf /Niederlausitz
(Landkreis Elbe Elster).

Und dann bringt es die Erinnerung wieder ans Licht.

Freundliche Frauen eines Landwirtschaftsbetriebes der Gegend, laden den Beifang einer Kartoffelerntemaschine ab. Neben einem recht großen Brocken skandinavischer Agglomeratlava, auch ein zu kleinen Falten verformtes sehr hartes farbiges Gestein. Ultramylonit, wie sich erst Jahre später herausstellen sollte.

Viele Jahre danach, gesellten sich beim Stöbern in den Erosionsrinnen bei Kemmen und der Herrenheide nahe Calau, zwei weitere schöne Fundstücke dazu.



Foto 2: Mylonit der Herrenheide bei Calau (Landkreis OSL).

Karte: Fundorte der Mylonite in der Niederlausitz.

Was sind Mylonite und wie entstehen sie?


Es handelt sich um tektonische Verformungsgesteine, wie es der Geologe Peter Heitzmann einmal formulierte. Gesteine, die sich in großer Tiefe, unter enormen Druck und hohen Temperaturen verformen, ohne dabei zu zerbrechen oder zu reißen.

Solche Gesteine entstehen wenn sich tektonische Platten in größerer Tiefe aneinander vorbei schieben, duktile Scherzonen genannt. Das können Subduktionszonen sein. Zonen der Erdkruste, bei denen sich tektonische Platten untereinander schieben. Noch heute finden weltweit solche Prozesse statt. Beispielsweise an Kontinentalrändern, wie dem Pazifischen Feuerring oder im Mittelmeer, wo sich Teile der Afrikanischen unter die Europäische Platte schieben.

Aber auch wenn sich zwei tektonische Platten aneinander vorbei schieben. Seitenverschiebung. Dafür gibt es in Mitteleuropa zahlreiche Beispiele, selbst in der Niederlausitz. Der Lausitzer Hauptabbruch ist in unserer unmittelbaren Umgebung so eine Störungszone. Wer mehr darüber wissen möchte findet hier weitere Informationen: Was sind Scherzonen?

Eine weitere Möglichkeit, wenn Magma aus großen Tiefen aufsteigt und sich in der Erdkruste Platz verschafft, ohne das es die Oberfläche durchbricht und ein Vulkan ausbricht. Mit dem 540 Millionen Jahre alten Lausitzer Granodiorit-Komplex, gibt es vor unserer Haustür so ein Beispiel.

Gesteine, die dabei erheblich verändert werden, ordnen Geologen den Regionalmetamorphen Gesteinen zu. Mehr dazu hier bei Wikipedia. Siehe: Metamorphes Gestein

Unser Ultramylonit von Ponnsdorf ist also ein Regionalmetamorphes Gestein mit einem sehr deutlichen Verformungsgefüge und gehört damit zur Gruppe der Mylonite. Bei Myloniten oder mylonitischen Gesteinen, muss man eher von einem Gefüge und einem Verformungsprozess sprechen, weniger von einem Gestein oder Gruppe von Gesteinen. Hintergrund ist: Ein Verformungsgefüge (Mylonitisierung) kann sich in fast jedem Gestein entwickeln. Es ist immer abhängig von der Zusammensetzung des Ausgangsgesteins sowie den Druck- und Temperaturverhältnissen in duktilen Scherzonen. Entsprechend vielfältig sind diese Gesteine. 
Gemeinsam haben sie ihr ausgewalztes bis fließendes Gefüge. Denn wie oben bereits angedeutet, wird eine Gesteinsmasse den Bedingungen von extremen gerichtetem Druck und hohen Temperaturen ausgesetzt, kommt es nicht mehr zum Bruch sondern zur plastischen Verformung der Minerale, dem Auswalzen, bis hin zu Fließstrukturen. Dabei handelt es sich nicht um eine simples Plattwalzen der Minerale sondern um einen dynamischen Umkristallisationsprozess in den Mineralen, in die tektonische Druckrichtung. Geologen nennen diesen Prozess Versetzungskriechen.

Foto 3: Augenmylonit (Augengneis) von Kemmen bei Calau

Augenmylonite sind eine erste Form davon. Sie werden auch häufig Augengneise genannt. Doch Augengneise können auch durch andere geologische Prozesse entstehen.

In einem Fundstück von Kemmen (oben) ist das Auswalzen bereits sehr gut zu erkennen. In der Mitte sind neugebildeten fleischfarbenen Kalifeldspatkristalle augenförmig verformt. Größere Kristalle wurden zum Teil in Druckrichtung wieder zerbrochen. Sie werden von dunklem Biotit und dunkelgrauem Quarz regelrecht umflossen. Das Umfließen ist ein typisches Merkmal der Mylonitisierung. Unser Fundstück zeigt, die großen fleischfarbenen Kalifeldspatkristalle entstanden bereits bevor der Prozess der Mylonitisierung einsetzte. Diese Art der Kristalle werden im Fachjargon auch Porphyroklasten genannt.

Mit dem Zerbrechen der Kristalle, ergibt sich ein wichtiger Hinweis auf die Druckverhältnisse. Da die Festigkeit der Minerale gut bekannt ist, wird eine zeitliche Abfolge für die Wissenschaftler erkennbar.

Im Foto des Augenmylonits oben, haben sich die Zwischenräume der gebrochenen Kalifeldspatkristalle mit einer weißen mikroskopischen Mineralmasse ausgefüllt. Wir können hier von fein zermahlenem milchigem Quarz und feinsten Plagioklas ausgehen. Mehr als 50 Prozent der enthaltenen Minerale sind in die Mylonitisierung einbezogen aber noch nicht alle. Ein sogenanntes Protomylonit ist damit entstanden. Die erste Form der Mylonitisierung.

Foto 4: Detailaufnahme Augenmylonit von Kemmen mit feinster Kristallmenge.

Foto 5: Detailaufnahme der Unterseite des Augenmylonit von Kemmen.

Nein es handelt sich auf dem Foto hier nicht um Gammelfleisch, auch wenn es vielleicht so aussieht. Es sind buchstäblich platt kristallisierte Kalifeldspatkristalle. Auf der linken Seite ist ein einzelner ebenfalls plattgedrückter Plagioklaskristall zu erkennen. In den Zwischenräumen befindet sich die fein zerdrückte Masse aus Quarz (grau), Plagioklas (weiß) und etwas Biotit (schwarz).

Mit zunehmender Tiefe, dem Anstieg der Temperaturen und des Drucks, wird die Gesteinsmasse plastischer, verformbarer. Vorhandene Minerale werden aufgrund der Bewegung kleiner. Das führt bis zum streckenweisen Verlust der Mineralstrukturen. Stattdessen entsteht eine zerflossene feinschichtige oder flächenhafte fasrige Matrix, wie die Geologen sagen.

Foto 6: Mylonit aus der Herrenheide bei Calau.

An dem Fundstück aus der Herrenheide bei Calau, ist der Fortschritt der Mylonitisierung gut zu erkennen. Durch den gewachsenen gerichteten Druck, ist eine deutliche Schrumpfung der Minerale erkennbar. Ein wichtiges Charakteristikum von Myloniten. Die Gesteinsmasse ist hier fein zerfasert, fast mikroskopisch und gut ausgewalzt. Nur einzelne Plagioklas-Kristalle (weiß), als Porphyroklasten bezeichnet, widersetzen sich noch dem hohen Druck. Oben Links hat es ein Quarz (schmutzig grau) geschafft sich doch noch mal Platz zu verschaffen. Ein Meso-Mylonit ist entstanden.

Interessant an dem Fundstück aus der Herrenheide bei Calau, ist oben rechts ein Verwitterungshorizont.

Foto 7: Verwitterungshorizont

Diese scheinbare Grenze zeigt einen wichtigen Punkt. Die Mylonitisierung eines Gesteines wird oft erst durch Verwitterung der Oberfläche richtig sichtbar. Am frischen Bruch oder bei  noch nicht ausreichender der Verwitterung, weil der das Gestein schlicht im Boden lag, ist die Mylonitisierung auf den ersten Blick nur schlecht erkennbar. Doch auch hier gibt es Ausnahmen, die zu wesentlichen Teilen von der Zusammensetzung des Ausgangsgesteins abhängen. 
Doch es gibt einen Kniff: Einfach das Gestein mit einer Sprühflasche nass machen. Dann tritt dessen Struktur optisch besser hervor.

Ein weiteres interessantes Detail am Fundstück bei Calau ist die Bildung von Muskovit (hell glänzend), anstatt von Biotit (schwarz).

Foto 8: Mylonit aus der Herrenheide, Calau. Die Unterseite mit
neugebildetem Muskovit (Hellglimmer).

Dieses Mineral entsteht typischerweise in sauren Gesteinen wie Gneis, Schiefer, Pegmatit, Granit und gibt damit Anhaltspunkte auf seine möglichen Ursprungsgesteine.

Auf einem Vergleichs-Fundstück von der Küste der Insel Rügen (Foto unten), ist der gesamte Prozess der Mylonitisierung von oben nach unten sehr gut zu verfolgen. Oben sind noch Reste des Protomylonits zu erkennen. In der Mitte ist die Kristallstruktur komplett dem riesigen Druck und hohen Temperaturen zum Opfer gefallen. Erkennbar an der feinen flammigen Laminierung. Nach unten hin nimmt die größere Kristalle wieder etwas zu. Wir blicken hier also in das Zentrum einer geologischen Scherzone.

Foto 9: Ostsee-Fundstück. Ultramylonit von der Insel Rügen.

Abhängig vom Ursprungsgestein, setzen solche Prozesse der Mylonitisierung ab Tiefen von über 4 Kilometern ein. Ab diesen Tiefen werden die nötigen Druckverhältnisse erreicht, die eine Verformung der Mineralkörner von Kalk- und Salzgesteinen ermöglichen. Mit der weiter steigenden tektonischer Beanspruchung, zunehmender Tiefe und Erhöhung der Temperaturen, kommt es zur Neubildung von Mineralen. Ab etwa 16 Kilometern Tiefe und ca. 300° Celsius aufwärts.

Steigen Druck und Temperatur noch weiter an, nimmt die Korngröße von Mineralen wieder ab, bis nur noch eine flache feinfasrige Gesteinsmasse übrig beleibt. Minerale wie Quarz, Muskovit, Pyroxen und Biotit, neigen dabei eher zum Zerfließen. Das ist in dem Mylonit von Calau, Foto 7 oben, sehr gut zu sehen. Wie der Ultramylonit von der Insel Rügen auf Foto 9 zeigt, kann so eine Veränderung schon auf kleinem Raum erfolgen.

Minerale haben prinzipiell eine unterschiedliche Widerstandskraft gegenüber der Verwitterung. In der Folge ist an der Oberfläche des Ultramylonits von Ponnsdorf (Foto 1 ganz oben) ein auffälliges schönes Relief-Muster entstanden.

Je nach Änderung der Richtungen von Scherbewegungen, kann diese Matrix noch zusätzlich verfaltet werden oder anfangen zu fließen. Letzteres ist bei dem Fundstück aus der Nähe von Ponnsdorf /Niederlausitz der Fall.

Foto 10: Detailaufnahme des Ultramylonits von Ponnsdorf /Niederlausitz

Jegliche makroskopische Kristallstruktur ist verschwunden. Hier ist Quarz gemeinsam mit den übrigen Mineralen zu wellenförmigen asymmetrischen Falten verformt. Dass heißt, die entstandenen Falten sind zusätzlich verkrümmt. Die Folge: Ein kompliziertes Faltensystem, auch als Vorhangfalten bezeichnet.

Aufgrund der enormen tektonischen Kräfte, hat ein Zerfließen der Minerale eingesetzt. Es ist ein Ultramylonit entstanden.

Foto 11: Detailaufnahme des Ultramylonit von Ponnsdorf/Niederlausitz (Elbe-Elster). Seitenaufnahme mit frischer Bruch und extremer Beanspruchung der Faltenzüge. Verlust der makroskopischen Kristallstrukturen aller Minerale.

Da die Eigenschaften der einzelnen Minerale gut bekannt sind, lässt sich aus dem Grad ihrer Veränderung auf die Druck- und Temperaturverhältnisse sowie auf die Tiefe der Prozesse in solchen duktilen Scherzonen schließen. Wobei wir hier über Tiefen zwischen 16 bis ca. 40 Kilometern sprechen. Bei unserem Ultramylonit von Ponnsdorf /Niederlausitz dürften Entstehungstiefen zwischen 30 und 40 Kilometern anzunehmen sein. Damit liefern sie wichtige Anhaltspunkte bei der Beurteilung der Abläufe in großen Tiefen der Erdkruste. In günstigen Fällen lässt sich so die Bewegungsrichtung der tektonischen Platten ableiten. Bei den eiszeitlichen Geschieben, mit denen wir es hier zu tun haben, leider nicht mehr. Sie sind von ihren anstehenden Gesteinskörper abgetrennt. Damit ist die Information über die Lage des Gesteinskörpers verloren gegangen.

Wie sind Mylonite im Verhältnis zu anderen tektonischen Verformungsgesteinen einzuordnen?


Das veranschaulicht am Besten eine Tabelle. Denn es gibt weitere Gruppen wichtiger Verformungsgesteine in Störungszonen. Kataklasite sind eines davon. Sie unterscheiden sich wesentlich von Myloniten. Denn sie zerbrechen bei Scherbewegungen Tektonischer Platten, was oft heftige Erdbeben zur Folge hat. Diese Gesteine (Brekzien verschiedener Korngrößen) sind als Eiszeitliches Geschiebe immer wieder zu finden.

Foto 12: Brekzie im Straßenpflaster auf dem Marktplatz der Stadt Sonnewalde.

Von den weiteren drei Verformungsgesteinen in Scherzonen soll Migmatit nicht unerwähnt bleiben. Mehr dazu am Ende der Tabelle.


Kleine Übersicht über Metamorphite mit thermischen - mechanischen Verformungsgefügen



Gegenüberstellung der Festgesteine mit Verformungsgefügen (vereinfacht)


Druck

Kataklasite

Mylonite

Temperatur


Protokataklasit

stark zerbrochenes Gestein mit richtungslosem noch teilweisen groben Bruchstücken, mit bloßem Auge noch gut erkennbar,
Tektonische Brekzien, Gangbrüche aufgefüllt mit Bruchmaterial, oft verkittet, Drusenbildungen, bspw. Gangquarzite

Räumliche Strukturen vollständig erhalten.

Protomylonit

Kristalle mit auffälligem Augengefüge, umfließende Strukturen um größere Kristalle,
einzelne Minerale mit Brüchen, deren Zwischenräume mit feinstem Mineralgemenge aufgefüllt sind,

Tendenz weicherer Mineralien zur Zweidimensionalität, zur Abplattung und Fließen,
im Längsbruch Gammelfleisch-Optik größerer Minerale,



Kataklasit

Sprödes richtungsloses Gefüge, Bruchbrekzien,
mittlere bis feine Zertrümmerung, zermahlen, bis hin zum Gesteinsmehl,
in der Regel verkittetes Gefüge, richtungslos,

Räumliches Gefüge bleibt weitgehend erhalten.

(Meso)-Mylonit

Deutliche fließende Verformungsgefüge, Schlierenbildung, Laminierung,
Kornverkleinerung der Minerale, dynamische Umkristallisation in Druckrichtung → Versetzungskriechen

Deutliche zweidimensionale Verformung der Minerale.

Ultrakataklasit


Zertrümmerung bis in den mikroskopischen Bereich,
Zerstörung selbst der Mineralstrukturen,
kataklastisches Fließen der zerstörten Gesteins- oder Mineralmasse (analog Pulverfließen), teilweise mechanische Rekristallisation von Mineralen
Folge: Schlierenbildungen, Schieferung,

mechanisch-dynamische Neubildung einzelner Minerale,

Ultramylonit

flächiges, fasriges, dichtes, laminiertes Gefüge, kleinfaltig, manchmal schieferartig, sehr hart,

vollständiger Verlust bisheriger Mineralstrukturen, sichtbar plastisches Verhalten der Minerale, deutliches Versetzungskriechen,

thermisch-dynamische Neukristallisation einzelner Minerale mit hoher Kristallbindungsenergie, Kristallumwandlung, bspw. Feldspäte zu Glimmern etc.





Bei Temperaturen von 650° bis 1 000° Celsius setzen Aufschmelzprozesse ein.
Migmatite entstehen.

Meist feinkörnige dynamische Gefüge, sehr dicht, optisch oft auffällig,
deutliche Schlierenbildungen, dünne, flache, mäandernde Bänder und langgestreckte Linsen mit dunklen Säumen.
Neubildung und Umkristallisation von Mineralen unterschiedlicher Intensität.
Separation von Mineralen aufgrund unterschiedlichem Schmelzpunkt setzt ein, Folge: Bänderbildung.

Entwicklung entlang tektonischer Brüche als schmale Bänder. Können mit Ultramyloniten oder Ultrakataklasiten vergesellschaftet sein.

Als Eiszeitliches Geschiebe häufig anzutreffen.

Hinweis: Migmatite können auch durch andere Aufschmelzprozesse entstehen. Beispielsweise an den Wurzeln von Gebirgen und den Rändern von Magmakörpern in der Erdkruste.


Tabelle: Metamorphite mit thermischen - mechanischen Verformungsgefügen.

Foto 13: Gneis-Migmatit mit Granat im Straßenpflaster der ehem. Brikettfabrik Louise.

Nur der Vollständigkeit halber genannt, soll auf eine weitere Form der tektonischen Verformungsgesteine, Kakirit, hier nicht eingegangen werden. Es besteht primär aus Lockergesteinen.
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Kakirit

Eine Sonderform der Verformungsgesteine sind Pseudotachylite. Sie entstehen als Aufschmelzprodukte durch Reibungswärme bei sehr starken Erdbeben. Mehr dazu hier: Was sind Pseudotachylite?

Doch woher kommen unsere Mylonite?


Die Herkunft dürfte Schweden sein. In den über 3 Milliarden Jahren geologischer Entwicklung Skandinaviens, war genügend Zeit für eine ganze Reihe von Gebirgsbildungsprozessen mit Subduktionszonen und tektonischen Seitenverschiebungen. Also auch Zeit und genug Dynamik um Gesteine aus großen Tiefen wieder an das Tageslicht zu befördern und den Eiszeiten zum Abtransport zur Verfügung zu stellen. Eine der Saale-Eiszeiten hat offenbar diese Gelegenheit dazu genutzt und beim abtauen in der Nähe von Ponnsdorf und Kemmen Grundmoränen zurück gelassen. Verwitterung und freundliche Frauen der Kartoffelerntemaschine, haben diese kleinen geologischen Schätze wieder zu Tage gefördert.

Auch unsere drei anderen Fundstücke von Kemmen, Calau und der Insel Rügen, dürften  aus Schweden kommen. Im Südosten Schwedens besteht ein großes Granitmassiv, dessen Gesteine in einer umfangreichen Scherzone mehreren Mylonitisierungen ausgesetzt waren. Das ganze geschah vor etwa 1,8 Milliarden Jahren.

Auch der insgesamt helle Habitus und die typische Zusammensetzung aus Kalifeldspat, Quarz, Plagioklas Biotit und Muskovit, deuten auf Granite und dessen Verwandte als Ursprungsgesteine unserer Niederlausitzer Fundstücke hin.
In Westschweden existiert sogar eine ca. 30 Kilometer breite und über 100 Kilometer lange Zone aus Myloniten. Ergebnis einer langandauernden Verschiebung Tektonischer Platten vor etwa 1 Milliarde Jahren.

Der Südosten Schwedens ist wiederholt Ausgangspunkt für die großen Eisströme verschiedener Eiszeiten gewesen. Grund genug zu der Annahme das diese Region  Herkunftsgebiet unserer Niederlausitzer Mylonite ist.

Entgegen der Annahme des Geologen Julius Hesemann in seinem Buch über „Kristalline eiszeitliche Geschiebe der Nordischen Vereisung“ aus dem Jahr 1975, sind Mylonite als Leitgeschiebe nicht so gut geeignet. Denn sie treten neben dem Loftahammar-Gebiet auch in Dalsland (Westschweden) und einigen anderen kleinen Fundstellen Schwedens und Südnorwegens auf.

Wer in Myloniten Raritäten wittert, ans Sammeln und verkaufen denkt, sollte wissen, Schön können diese Gesteine sein, selten sind nicht. Lohnt also nicht. Trotzdem haben sie einen Wert, einen wissenschaftlichen. Und sind ein wichtiges Stück der Geologie unserer Niederlausitzer Heimatgeschichte.

Was bleibt also? Einige interessante Niederlausitzer Fundstücke. Besucher aus einer extrem fernen Vergangenheit und sehr großer Tiefe unseres Planeten, die ihren Weg ins Museum finden und damit der Allgemeinheit zugänglich sein werden.

Samstag, 30. März 2024

Kemmen – Und plötzlich wird es hell -

Helles Wetterphänomen über Kemmen

Wetterphänomene erregen meistens Aufmerksamkeit. Vor allem wenn der Himmel plötzlich gleißend hell, Sekunden später wieder dunkler wird. So geschehen am späten Karfreitag Nachmittag in Kemmen /Niederlausitz.
Kemmen bei Calau am Abend vom Fuße des Mühlberges aus gesehen.
Beim Stöbern in den Erosionsrinnen des Mühlberges, fiel es schon auf als sich die Umgebung spürbar erhellte. Eigentlich hätte die Wolkenfront aus Richtung Westen für eine merkliche Abdunkelung sorgen sollen.

Sekunden später überstrahlte ein gleißender Westhimmel die Umgebung um nach ca. 1 Minute wieder sichtbar abzudunkeln.
Gleißende Lichterscheinung über der westlichen Niederlausitz.
Bemerkenswert ist das weiße Licht. Für eine Sonne die so tief über dem Horizont verweilt, eine eher unübliche Farbe.
Nur kurze Zeit später, die helle Erscheinung über Kemmen geht sichtbar zurück.

Der sehr dunkle Teint auf dem dritten Foto, hat mehr mit der Fokussierung der Kamera auf dem hellen Wolkenbereich zu tun. In Natura war fast der ursprüngliche Lichtzustand wieder erreicht.

Was in mittelalterlichen Zeiten sicher zu allerlei Aberglauben, Omen- und Weltuntergangs-Ängsten geführt hat, erklärt der Deutsche Wetterdienst auf seinen Seiten mit Reflektionen hoch reichender Wolkentürme tief im Westen, bei heranrückenden Tiefdruckgebieten und Wetterwechseln. Und solch eine Wetterlage herrschte am Karfreitag 2024 im Westen tatsächlich vor. Da in der höheren Atmosphäre deutlich größere Windgeschwindigkeiten vorkommen als am Boden, findet die Geschwindigkeit der Veränderung einen einfachen Grund. Zwischen dem Hochdruckgebiet über den Osten Deutschlands und dem Tiefdruckgebiet im Westen, herrschen naturgemäß hohe Windgeschwindigkeiten.

Auch die weiße Farbe findet in der Streuung des Lichtes seine Erklärung. Trifft Licht auf kleine Wassertröpfchen, wird es in der Regel gebrochen und es entstehen die schönen Regenbogenfarben. Sind die Wassertröpfchen allerdings besonders klein, also unter 0,2 Mikrometer und haben unterschiedliche Formen, so kommt es aufgrund des Wellencharakters des Lichtes zur Zerstreuung in alle Richtungen und damit zur gegenseitigen Überlagerung der Lichtwellen. Da sich je nach Farbe die Wellenlänge verändert und sehr viele Wassertröpfchen in Wolken vorhanden sind, können sich die Farben gegenseitig auslöschen. Nebel ist so ein Beispiel.

Für ängstliche Naturen, es besteht also vorerst keine Sorge das Kemmen in der Niederlausitz untergehen wird.

Samstag, 9. März 2024

Kirchenblick Calau - Niederlausitzer Sommerbilder -

 Einsame Kirchenspitze von Calau

Beim Stöbern in den eigenen Fotoarchiven finden sich manchmal interessante Blickfänge. So bot sich im Sommer 2016 auf dem Weg von Säritz nach Kemmen eine interessante Ansicht. Beim Blick über frühsommerlichen Getreidefelder Richtung Calau, war einzig noch die Kirchturmspitze zu sehen.

Kirchturm Calau als interessanter Blickfang.
Vor dem Bau der beiden Funktürme in Calau und Kemmen, dürfte sich dem Wanderer dieser bemerkenswerte Anblick geboten haben. Nebenbei wird damit klar, in historischen Zeiten waren Kirchen  auf Reisen sicher wichtige Orientierungspunkte.

Sonntag, 25. Februar 2024

Kemmen glaziale Hochfläche – Niederlausitzer Winterbilder -

Ein fotografischer Streifzug über die glaziale Hochfläche südlich von Kemmen


Kemmen bei Calau überrascht durch seine schöne grüne Landschaft. Auch hier hatten verschiedene Eiszeiten ihre eisigen Hände im Spiel. Oder besser ihre Gletscher. Zeit für einen einen fotografischen Blick auf die Landschaft, rund um Kemmen in der Niederlausitz.

Kemmen mit historischer Kirche und Windrad.
Gleich vier komplette Eiszeiten überfuhren diese ehemalige Tertiäre Hochfläche und die darin befindlichen alten Miozänen Elbeverläufe. Zurück blieben einige langgestreckte Grundmoränen. Beim Rückzug der letzten großen Saale-Vereisung, hinterließen die Gletscher eine dicke Deckschicht aus allen möglichen Bodenresten, die sie zuvor auf ihrem Weg vom Grund der Ostsee bis in die Niederlausitz,  aufgesammelt hatten.
Die Flachwellige Landschaft der Glazialen Hochfläche bei Kemmen.
Nach dem Rückzug des letzten Gletschersees, hatte der kleine Fluss Klepna die Aufgabe übernommen, ein Tal in die Landschaft zu spülen. Etwas was ihm gut gelungen ist. Und somit hat er der Landschaft ihren vorläufig letzten Schliff geben. Sehen wir sie uns einfach mal an.
Felder und Wald rund um Kemmen.
Schon den steinzeitlichen Bewohnern schien das etwas abseits gelegene Tal Vorzüge zu bieten. Und da es im Tal der Klepna zu dieser Zeit noch recht nass zuging, waren die etwas sandigen Hänge der glazialen Hochflächen, beliebter Siedlungs- und Arbeitsort. Funde von verschiedenen Stein-Werkzeugen, lassen darauf schließen. Und nicht nur das. Auch die ersten steinzeitlichen Bauern müssen die flachen Hänge der Glazialen Hochfläche gemocht haben. Darüber wird, nach der Sichtung durch die Bodendenkmalpfleger, noch zu berichten sein. Hier nur eine kleine Übersicht möglicher Funde.
Links eine kleine Auswahl an möglichen steinzeitlichen Werkzeugen. Rechts Fossilien wie versteinertem Holz und ein Seeigel, das seltene Gestein Leptit und einige Halbedelsteine.
In die Grundmoränen der Gegend stopften die Saale- und Elster-Eiszeiten nicht nur jede Menge Geschiebemergel, feinen Sand, Lehm und Schluff. Eine Vielzahl an eiszeitlichen Gerölle waren das Mittel der Wahl. Teilweise metergroße Blöcke blieben zurück. Darunter auch so manche schöne Besonderheiten, wie Halbedelsteine, Fossilien und allerlei sehr alte Gesteine aus Skandinavien.
Schöne Brekzie im Straßenpflaster am Friedhof von Kemmen.
Großer Skolithensandstein in einem Lesesteinhaufen am Friedhof Kemmen. Eiszeitliches Geschiebe mit zahlreichen Wohnkammern und Grabgängen. Kambrium aus Südschweden.
Auf diese Funde aus der glazialen Hochfläche um Kemmen, wird in einem späteren Blogeintrag gesondert einzugehen sein.

Doch es gab auch fleißige Vorarbeiter. Wenigsten zwei Vorläufer der heutigen Elbe haben die Region um Calau-Kemmen in mehreren Millionen Jahren mit Kiesen, Sanden Ton und zahlreichen Elbegeröllen aufgeschüttet. Darunter verschiedene fossile Hölzer, Chalcedone, Achate, Turmaline, Bergkristall und Amethyste aus Böhmen, Osterzgebirge und Lausitzer Bergland. Dazwischen gastierte auch mal die Nordsee in der Region und hinterließ Miozäne Tone. Wie diese Funde mit den Eiszeiten und den Vorläufern der Elbe zusammen hängen, wird in einem weiteren Blogbeitrag Thema sein.
Ansicht von Kemmen bei Calau mit den beiden Funktürmen.
Was gibts noch zu sehen? Natürlich die neusten Errungenschaften der Menschheit, Windräder und Funkmasten in fast allen Himmelsrichtungen. Sie geben, bei geeigneten Lichtverhältnissen, einen guten Kontrast zum Hintergrund ab. Und Landschaft pur zum Luftholen.

Wandert man von der historischen Kirche in Richtung Osten, bis zum Kemmerner Grenzgraben, hat man von der Allee aus einen guten Blick in Richtung Säritz und in das Klepna-Tal.
Blick vom Kemmener Grenzgraben nach Norden ins Tal der Klepna.
Hinter den Hügeln, Säritz an der Klepna.
Der Grenzgraben tritt aus einem kleinen Wald heraus und trennt die Kemmener glaziale Hochfläche im Westen von der Calauer Grundmoräne im Osten. Entlang des Grenzgrabens führt ein morastiger Weg durch den Wald nach Süden, in Richtung Herrenheide. Ein schöner sehr alter Eichenbestand flankiert den Weg.
Waldweg durch den Lutschk.
Gelegenheit für einen Blick auf die Waldwiese des Lutschk zu werfen. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts befanden sich hier drei Teiche. Übrig geblieben ist davon nur ein Sammler an der Straße nach Calau und die leider schlecht gepflegte Waldwiese.
Ehemalige Teiche, heute eine Waldwiese im Lutschk.
Sammler an der Straße Kemmen - Calau.
Etwa 700 Meter weiter südlich trifft man auf den von links kommenden Weg vom Alten Wasserwerk Calau. Folgt man diesem nach rechts, führt er aus dem Wald heraus durch die Felder. Wieder ca. 690 Meter weiter durch den baumbestandenen Weg, zweigt rechts ein Feldweg Richtung Norden ab. Der führt nach etwa 400 Metern weiter zum höchsten Punkt der Umgebung, den 125 Meter hohen Mühlberg. Ein guter Aussichtspunkt.
Gipfel des Mühlberg mit seinen großen eiszeitlichen Findlingen.
Von der ehemaligen Mühle und der Scheune auf dem Berg ist nichts mehr vorhanden. Dafür zweigt links ein Feldweg ab, vorbei an größeren Blockgeröllen, einer kleinen Waldinsel und Lesesteinhaufen.
Weg über den Mühlberg bei Kemmen.
Der lehmige Boden zeigt an, das hier die alte Grundmoräne mit Resten einer Endmoräne, durch die Oberfläche ragt.

Etwa 200 Meter weiter trifft man auf den asphaltierten Weg zurück zum Dorf. Der Funkmast und die Kirche können zur Orientierung dienen. Der Weg endet direkt vor der alten Kirche.

Hält man sich nun rechts in Richtung Westen, erreicht man am Ortsausgang eine Gabelung. Rechts zweigt eine Straße über die Klepna nach Schadewitz ab, einer abgelegenen Waldsiedlung. Gerade aus folgt die Straße nach Craupe. Links, vorbei am Friedhof, beginnt der Alte Weg nach Gollmitz. Ein mittelalterlicher Postweg.

Gut einen Kilometer weiter führt der Alte Gollmitzer Weg durch eine hübsche flache Niederung. An seiner tiefsten stelle färbt sich der Boden auf den Feldern dunkel. Hier liefen einst zwei kleine Fließe zusammen. Einer wurde vom Mühlberg gespeist. Der Zweite kam aus den Endmoränengebiet um Cabel im Süden. Zusammen führte ihr Weg Richtung Nordwesten zur Klepna.
Schadewitz bei Kemmen. Eine fast versteckte Waldsiedlung.
Längst sind beide wegmelioriert. In nassen Jahren, wie Anfang 2024, sammelt sich deren Wasser aber an der Straße Kemmen – Craupe.

Etwa dreihundert Meter weiter zweigt rechts ein Weg Richtung Norden ab. Er führt durch einen flachen Hohlweg zurück zur Straße nach Kemmen. Gelegenheit noch mal einen Blick ins schöne Klepnatal zu werfen und eine nette Rundwanderung wieder an der historischen Kenmener Kirche zu beenden.

Sonntag, 11. Februar 2024

Zampern und Bemerkenswertes in Frankenhain – Niederlausitzer Winterbilder -

Das fröhliches Völkchen von Frankenhain im Schliebener Becken


Eigentlich galt der Streifzug einem ganz anderem Thema als Zampern. Doch bei diesem fröhlichen Völkchen konnte die Foto-Linse nicht widerstehen.

Tradition auch in Frankenhain, zampernd geht es von Haus zu Haus.
Ein bunter Trupp zog durch Frankenhain. Mit ordentlicher Musik und ausgestattet mit allerlei Stimmungs-Masse, ging es durch den Ort im Schliebener Becken.

Zampern in Frankenhain (Schliebener Becken)
Spontan wurde ein Gruppen-Fotoshooting vereinbart. Was natürlich prompt gelang. Und auch die Sonne spielte mit, was zu einigen farbenfrohen Fotos führte.

Foto-Shooting mit kleinem Konfetti-Regen.
Wie üblich bei 8 Megapixel, wurde vereinbart die Fotos dem Verein zur Verfügung zu stellen.

Das alte Reihen-Siedlerdorf aus dem 14. Jahrhundert, verfügt über einige bemerkenswerte Gebäude, die auch die Kriegswirren überstanden haben. Hier zwei davon.

Im Zentrum des Ortes, der heute kein Reihendorf mehr ist, befindet sich ein historischer Glocken- und Feuerwehrturm. Eine eher seltene Kombination. Schon vom Höhenzug der Dürichener Heide aus, ist er gut erkennbar. Leider ist der Gebäudefuß des Fachwerkbaus beschädigt. Wie lange er noch so stehen darf ist offen.

Historischer Glockenturm und Feuerwehrturm in Einem. Selten.
Davor ein kleiner sehr gepflegter Park mit Denkmal und Sitzgelegenheit.
Einige Meter weiter westlich befindet sich ein Haus aus dem Jahre 1848. Gebaut mal als Vierseitenhof. Später offenbar mal ein Gasthaus.

Historisches Haus mit Bogenfenstern aus dem Jahr 1848.
Mit schöner historischer Holztür.
Und nettem Detail, die Jahreszahl 1848.

Geologisches Detail


Auch geologisch ist der Ort bemerkenswert. An seiner Südostseite endet ein uralter Elbeverlauf aus der Holstein-Warmzeit. Am Ende des Elsterglazials vor etwa 320 000 Jahren, arbeitete sich der Senftenberger Elbe-Verlauf nach Nordwesten vor und hinterließ einen vier bis sechs Kilometer breiten Kieszug. Dieser endete in Frankenhain. Markanter Endpunkt ist eine ehemalige Kiesgrube am Südostende des Dorfes.

Ehemalige Kiesgrube in Frankenhain. Heute Badeteich
und Kulturzentrum mit Freilichtbühne.
Der bekannt deutsche Geologe Kurt Genieser, hat das 1962 im Rahmen seiner Forschungen zu den Elbe-Verläufen ermittelt.

Vielen Dank an die Zamperer für die freundliche Aufnahme und die Gelegenheit spontan mehr über das Dorf im Schliebener Becken zu erfahren.

Und weiter geht es mit dem Zampern. Viel Spaß noch.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Quellen:

Neue Daten zur Flußgeschichte der Elbe
Zielsetzung und Ergebnisse von Kartierungsbohrungen und -schürfen im Pleistozän
des Raumes zwischen Dresden und Berlin
Von KURT GENIESER, Hannover 1962

Funde südlichen Gerölls in Südbrandenburg und Ostsachsen von der Neiße bis zum nördlichen sächsischen Elbtal von Dr. Dieter Schwarz, Cottbus, Deutschland 2012

Freitag, 9. Februar 2024

Einhundertfünfundsiebzig Jahre Eisenbahn in Falkenberg /Elster – Niederlausitzer Eisenbahnliteratur -

 Eisenbahngeschichte Bahnhof Falkenberg (Elster) kompakt

Eisenbahnliteratur gibt es bekanntlich sehr viel. Meist im Bücherregal und im Hochglanz. Oder umfassende Sachbücher der komplexen Eisenbahntechnik, vorwiegend viel Dampf. Doch es gibt auch Literatur die aus dem Rahmen fällt und darum sehr bemerkenswert ist.

Markus Winter, Fahrdienstleiter in Falkenberg, und dem Förderverein „Brandenburgisches Eisenbahnmuseum Falkenberg (Elster) e. V. ist so etwas gelungen.
Titelseite des Heftes 175 Jahre Eisenbahn
in Falkenberg (Elster).
Schon die Titelseite fällt durch den historischen Kontrast auf. Zwei Fotos vom Bahnhof Falkenberg 1848 und heute 2023. Ohne den Titel zu lesen, ist sofort klar, es ist nicht eine der üblichen Festschriften zu einem Jubiläum, nein. Hier beginnt eine Reise mit der Eisenbahn durch die Geschichte des Bahnhofes Falkenberg (Elster). Eines der großen Knoten in Ostdeutschland. Dem Treffpunkt dreier internationaler Eisenbahn-Güterverkehrstrassen, damit schlicht dem Eisenbahn-Arbeitspferd der Niederlausitz.
Geschichte des Eisenbahnknoten Falkenberg (Elster)
in der Niederlausitz.
Auf der ersten Innenseite empfängt den Betrachter ein großformatiges Foto des unteren Bahnhofes aus dem Jahr 1930. Und damit beginnt eine spannende Reise auf über 62 Heftseiten durch die Zeit, mit vielen Fotos prägnanten Schilderungen, Berichten, Dokumenten, Zeitungsausschnitten, Skizzen und Karten. Auch ein Blick in die Stellwerks-Zukunft ist dabei. Die ESTW-Technik soll nach 2030 die Stellwerkstechnik revolutionieren.
62 A 4-Seiten Versehen mit viel Foto- und Bildmaterial.
Innenliegend findet der Leser einen großen ausfaltbaren detailreichen Lageplan beider Bahnhöfe Falkenberg (Elster), aus dem Jahre 1945. Auch das fällt aus dem Rahmen der üblichen Eisenbahnliteratur.
Überraschung mitten im Heft: Historische Gleispläne Stand 1945.
Zum Schluss hat sich der Autor noch etwas Besonderes ausgedacht: Auf Seite 60 erwartet den Leser das letzte Jubiläumsheft aus dem Jahre 1998. „Eine Stadt und ihre Eisenbahn, 150 Jahre Eisenbahnstandort Falkenberg“.
Gute Idee, das Heft im Heft.
Enthalten sind acht Aufsätze verschiedener Autoren zur Geschichte des Eisenbahnstandortes Falkenberg (Elster) und eine Zeittafel.

Eisenbahngeschichte kompakt darzustellen ist schwierig. Doch Markus Winter ist das gelungen. Sachlich, sehr kenntnisreich und voller Fakten, ohne das Langeweile aufkommt. So kann man das A 4-Heft beschreiben. Lesenswert.

Erhältlich ist das Heft beim:

Förderverein
„Brandenburgisches Eisenbahnmuseum
Falkenberg (Elster) e. V.
Schwarzer Weg 1
04895 Falkenberg /Elster

Telefon: (03 53 65) 29 20
E-Mail: kontakt@eisenbahnmuseum-falkenberg.de