Montag, 7. Juli 2025

Kleinkrausnik, kleines Dorf mit großem Museum - Niederlausitzer Entdeckungen -

 Tag der offenen Tür im Dorfmuseum Kleinkrausnik


Für ein Dorf mit etwas über 100 Einwohnern ist es schon ein erstaunlich umfangreiches Museum geworden, was da am Sonntag den 25. Mai 2025 seine Türen öffnete. Was hier Norbert Zach, ehemaliger Eisenbahner und Fernmeldetechniker, zusammengetragen und aufgebaut hat, lässt zur Dorfgeschichte kaum Wünsche offen. Grund und Gelegenheit genug um einen fotografischen Streifzug durch die Räume und die Geschichte zu machen.

Foto 01: Dorfmuseum Kleinkrausnik in der Dorfstraße Nr. 5.
Kurz nach 13:00 Uhr, stehen die ersten Besucher in der Tür. Es sind Kinder aus Kleinkrausnik. Die Fahrrädern lehnen an den Gestellen neben der Tür. Aus naheliegenden Gründen werden die Kinder nicht fotografiert. Freundlich begrüßt Norbert die Beiden und führt geduldig durch die Räume.
Foto 02: Im Eingangsbereich, typische landwirtschaftliche Geräte.
Gleich im Eingangsbereich empfangen die Besucher typische Werkzeuge und Geräte einer Bauernwirtschaft der letzten beiden Jahrhunderte. Gegenüber an der Wand, historische Fotografien ehemaliger Dorfansichten. Schon mal ein Hingucker.

  Foto 03: Historische Kleinkrausniker Dorfansichten.
Auf dem Tisch gegenüber befinden sich Unterlagen aus der Landwirtschaft des letzten Jahrhunderts und späteren Kollektivierung der 50er und 60er Jahre.

Foto 04: Dorfmuseum Kleinkrausnik, Fluransicht.

Foto 05: Bäuerliche Unterlagen: Muttertierkarte, Stallbuch, Liste der Milchkannen.
Daneben an der Wand zwei farbige Grafiken mit Ansichten eines Kleinkrausnikers Bauerngehöftes. Übrigens zwei sehr bekannte Grafiken. Beide entstanden 1916 hier in Kleinkrausnik.

Foto 06: Eine der zwei Grafiken von Universitätsprofessor Dr. Johannes Schultze, einem bekannten deutschen Historiker und Maler aus Kleinkrausnik.
Nebenan in der „Guten Stube“ des Museums sind die beiden Kinder vom historischen Fahrrad, seiner Karbidlampe und einer Holzfelge fasziniert.

Foto 07: Historisches Fahrrad mit Karbit-Lampe der Firma Ägier aus Hamburg. Am Lenkrad eine Holzfelge.
Auch die alten Fotos und militärischen Unterlagen von Soldaten aus dem 19. Jahrhundert interessieren sie.


Foto 08: Soldat aus Kleinkrausnik und seine Teilnahme an den Einigungskriegen 1863 bis 1871.

Foto 09: Dorfmuseum Kleinkrausnik. Blick in die Gute Stube.

Foto 10: Dorfmuseum Kleinkrausnik. Die Gute Stube von den Ortschroniken über die Schule zur Feuerwehr. 
Danach wecken die Spielsachen auf dem Stubentisch das Interesse.

Foto 11: Die Gute Stube mit Glasvitrine, darin Fotos und historischen Militärdokumente. Rechts auf dem Stubentisch alte Spielsachen.

Foto 12: Auf der Couch dahinter, Musikinstrumente der
ehemaligen Dorfkapelle und Hausmusik.
Während Norbert weiter geduldig durch die Stube führt und Fragen beantwortet, Gelegenheit für einen fotografischen Abstecher in die gegenüber liegende historische Küche. Es ist ein Mix aus verschiedenen Zeiten. Doch dieser vermittelt einen Eindruck einer weniger vom Konsum sondern Pragmatismus geprägten Kochwelt.

Foto 13: Dorfmuseum Kleinkrausnik. Historische Küche im Stil-Mix.

Foto 14: Die Kochecke mit Regal und Waschgelegenheit.


Foto 15: Küchentisch am Fenster mit Regal und Küchenwaage.
Natürlich gehören historische Kochbücher auch dazu.

Foto 16: Allgemeines Wiener Kochbuch vom Anfang des 19. Jahrhunderts.
Ein Sonntagnachmittags-Kaffeetisch ist in der Küche hübsch eingedeckt. So lecker wie er aussieht, so wenig ist er essbar, verrät Norbert schmunzelnd in der Tür stehend sein Geheimnis. Der Kuchen ist aus Beton. Die Farbe eine eigene Mischung. Glänzt bis heute wie gute echte Schokolade.

Foto 17: Hübscher Kaffeetisch mit Schokorührkuchen. Lecker aber nicht essbar.

Nettes Detail: Historisches Küchenradio auf dem Fensterbrett.
Foto 18: Nettes Detail: Historisches Küchenradio.
Schnell sind 30 Minuten vorbei, die Kamera um über 60 Fotos voller und die Kinder ziehen wieder davon. Leer bleibt es nicht. Kurz drauf stehen die nächste Besucherin in der Tür. Eine Bekannte aus Kleinkrausnik.

Foto 19: Führung durch die Bürokratie der historischen Landwirtschaft.
Gegen 15:00 Uhr hat es draußen angefangen zu regnen, was erst auffällt als ein Besucher reichlich nass in der Tür steht. Trotz Regen ist er mit dem Fahrrad gekommen.

Foto 20: Weitere Besucher sind eingetroffen.

Foto 21: Die Ausstellungsstücke auf dem Stubentisch werden erklärt.
Eine der Besucherinnen hat eine Kaffeetasse mitgebracht. 10. Country-Fest 2005 in Kleinkrausnik, ist darauf zu lesen.

Foto 22: Tasse zum 10. Country-Fest Kleinkrausnik
des Country-Danc-Club 
Red Eagle e.V.
Trotz vieler Sammelstücke in der gut ausgestatteten Küche, dass hat Norbert Zach doch noch nicht. Die Freude ist sichtlich groß.

Foto 23: Rückseite der Tasse vom 10. Country-Fest
Kleinkrausnik.

Weiter geht es durch die Gute Stube.


An der Ostseite der Stube befinden sich einige Eisenbahnerinnerungen. Dazu auch die persönliche Eisenbahneruniform von Norbert aus der Zeit der ehemaligen Deutschen Reichsbahn.

Foto 24: Totale von der Eisenbahn-Seite in der Guten Stube.
Auf und unter dem Tisch hat sich allerlei historische Telefontechnik angesammelt. Hier schlägt zweifellos der ehemalige Beruf durch. Kommunikationstechnik war immer das Rückrat der Eisenbahnen.

Foto 25: Eisenbahn-Kommunikationstechnik vom Signalhorn, über Petroleum-Signallampe bis zu BASA-Telefonen für verschiedene Zwecke.

Foto 26: Historischer Kommando-Schrank.
Sein Zweck, manuelle Vermittlung von
Telefongesprächen. Links oben eine Siegelzange.
Dazu Reichsbahn-Embleme, Schulterstücke
und eine 4,5 Volt Taschenlampe mit Farbscheiben.
Rechts eine Fernmeldebauvorschrift wovon es noch
mehr gibt.
Norbert kennt sie alle und kann zu jedem Gerät etwas Interessantes erzählen.

Eine Besucherin überreicht Norbert eine Blume als Dank für die viele Mühe. Der freut sich.

Foto 27: Auch das gehört in Kleinkrausnik dazu, Anerkennung
und wenn es mit einer Blume ist.
Am Fenster zur Straße hin befinden sich historische Schulunterlagen. Interessant mit was so in der Vergangenheit gelehrt wurde.

Foto 28: Schulliteratur aus dem letzten Jahrhundert.
Besonders interessant, eine historische lederne Federtasche eines Schülers. Aus welcher Zeit lässt sich nicht mehr genau feststellen. Doch zweifellos hat der Inhalt nicht nur einen Schüler überlebt.

Foto 29: Schüler-Federtasche Anno? 
Neben der Tür hängt die Kopie einer uralten Urkunde zu sehen. Die Ersterwähnung von Kleinkrausnik 1486.

Foto 30: Detail am Rande, ein kleines Tintenfass. Schreiben war in der Vergangenheit eben aufwändiger.

Foto 31: Ganz oben, Urkunde mit Ersterwähnung von
Kleinkrausnik 1486.

Norbert erklärt den Gästen welche verschieden Namen das Dorf im Laufe der Jahrhunderte mal trug. Einige klingen merkwürdig. Sind jedoch dem altdeutschen oder slawischen Sprachgebrauch geschuldet. Es stellt sich heraus, allein die verschiedenen historischen Ortsnamen sind schon eine Geschichte wert. Und die weiß Norbert mit sachter Stimme gut zu erzählen. Bald wird klar, er hat ein erstaunliches Wissen und kann zu fast jedem Ausstellungsstück Geschichte praktisch vermitteln und Geschichten erzählen. Ist das nicht mehr als genug Stoff für ein Buch zum Ort und dessen Geschichte? Norbert greift in ein Regal an der Wand und zieht ein Buch heraus. Das gibt es schon, meint er und weißt auf den Tisch mit der Spendenkasse.

Foto 32: Buch und Ansichtskarte über Kleinkrausnik.

Herausgegeben von Norbert Zach, das Buch über Kleinkrausnik. Dazu eine Ansichtskarte des Ortes. Kurz darauf hat eine Besucherin ein Buch erworben.
Ein gar nicht so dünnes Buch. Und beim durchblättern wird die darin steckende Recherchearbeit schnell klar.

Neben einem Original Feuerwehranzug steht eine historische Vereinsfahne des Kleinkrausniker Radfahrvereins.

Foto 33: Feuerwehranzug der 40er und
50er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Daneben Uniform und historische
Kleinkrausniker Feuerwehrtechnik.

Foto 34: Vereinsfahne des Radfahr-Vereines
Kleinkrausnik 1912.
Auf das Fensterbrett haben es Mitgliedsbücher, Orden und Abzeichen verschiedener Organisationen aus der DDR der 50er bis 70er Jahre geschafft. Interessant was auf dem Dorf so an Organisationen existierten. Über dem Fenster hängt eine DDR-Pionieruniform samt blauen Halstuch.

Foto 35: Alte Schulzeiten und Dokumente
von DDR-Organisationen, wie sie im Dorf
mal vorkamen.

Wie kommt man auf so eine Idee?


Man muss schon ein gesundes Maß an Verrücktheit besitzen, Dorfchronist sein und  ungenutzten Platz auf dem Grundstück haben, um so eine Idee in die Tat umzusetzen. Aspekte die bei Norbert offenbar günstig zusammenfielen. Wenn dann noch begeisterte Mitstreiter hinzu kommen und letztlich ein ganzes Dorf bereit ist, Böden, Keller und Scheunen nach interessanten Dingen zu durchsuchen, muss ja so etwas klappen, oder. Hat es auch, wie die Fotos zeigen.
Wie das Museum entstand, seine Eröffnung am 27. Juli 2022 und wie man als Eisenbahner auf so eine Idee kommt, ist auf der Internetseite der Stadt Sonnewalde beschrieben. Siehe hier: Stadt Sonnewalde, Dorfmuseum Kleinkrausnik

An einer Wand hängen handgezeichnete bunte Flurkarten von Klein Krausnick und Umgebung. Sie stammen aus einer Zeit als die Eisenbahnen daran arbeiteten Berlin mit Dresden und zwei Königreiche zu verbinden. Natürlich gibt es auch dazu Geschichten. Und die Bauzeiten der Eisenbahnen? Traumhaft kurz. Es war offenbar eine Zeit als Entscheidungen klar, Diplomatie geschickt und finanzieller Ausgleich noch vernünftig gestaltet waren. Widerstand gegen die Eisenbahn gab es keinen, dafür aber Arbeitsplätze.

An der Westseite steht ein großer Handwagen mit einem Schild „Blingänger …“.

Foto 36: Handwagen aus Fluchtzeiten. Beleg
eines bedrückendes Kapitels.

Mit samt der Vitrine daneben und den Karten an der Wand, stellen sie ein Kapitel einer scheußlichen Zeit dar. Krieg und Vertreibung. Mehr dazu findet der Leser im Buch über Kleinkrausnik. Auch einiges über die eigene Familiengeschichte von Norbert.

Weiter geht die Zeitreise in der Tischlerwerkstatt, die später auch Fahrradwerkstatt und Bastlerstube war. Teilweise merkwürdig anmutende Werkzeuge und Maschinen sind da auf der Tischlerwerkbank oder Hobelbank zu sehen. Ihr Zweck erschließt sich nicht sofort. Doch Norbert hat zu jedem Werkzeug eine Erklärung. Auch zu den merkwürdigen Hobeln. Siehe Foto weiter unten.

Foto 37: Werkbank mit verschiedenen historischen Werkzeugen und Messgeräten.

An der Wand ein Zimmermanns-Zirkel, Zeichnungen und Beschreibungen zur Anfertigung von Treppen sowie anderer Holzarbeiten. Auch ein passende Fachbuch ist noch erhalten geblieben. Auch hier gibt es einiges zu entdecken.

Foto 38: Etwas wurmstichig, Rundhobel.

Foto 39: Handbetriebene Maschine zum
ausfräsen von rechteckigen Zargen.

Natürlich hat auch hier Norberts Beruf hier seine Spuren hinterlassen. Leicht zu erkennen an den verschiedenen historischen Messinstrumenten der Elektro- und Kommunikationstechnik.

Foto 40: Historische Messtechnik in der Kommunikationstechnik vergangener Zeiten.
Auf er anderen Seite in der Werkstatt stehen alte Fahrräder und Teile davon. Die Tischlerwerkstatt dient später auch als Werkstatt für Fahrräder, Mopeds und Motoräder.

Foto 41: Frage: Wie hobelte man in früheren Zeiten eigentlich Treppenabsätze? Norbert Zach hält im Museum eine Erklärung dafür bereit.

Oder was mag das für eine Maschine sein?

Foto 42: Etwas ganz banales, aber für Raucher
sehr wichtig, eine Tabakschneidemaschine.
Auf er anderen Seite in der Werkstatt stehen historische Fahrräder und Teile davon. Die Tischlerwerkstatt dient später auch als Werkstatt für Fahrräder, Mopeds und Motorräder. Doch das ist ein Kapitel für sich und würde den Rahmen hier sprengen.

Mittendrin fällt ein Kinderwagen mit Inhalt auf. 

Foto 43: Mitten in der Werkstatt eine kleine Kinderabteilung mit Utensilien des Kindertransportes. 

Allein an Hand der vorhanden Technik und Werkzeuge könnte zweifellos ein abendfüllender Vortrag entstehen. Vielleicht eine Idee für eine interessante Veranstaltung.

Um alle Ausstellungsobjekte hier darzustellen, reicht ein Blog bei weitem nicht. Grob überschlagen dürften es etwa 900 Ausstellungsstücke sein. Selber mal ansehen, ist also angesagt. Wer hier eine streng wissenschaftlich-historisch geordnete Ausstellung erwartet, täuscht sich. Es ist ein Spiegel mühsamer Arbeit und des Lebens der Menschen auf dem Lande. Echt eben. Und das macht genau den Reiz dieses Dorfmuseums aus.

270 Fotos später ist die Sonderöffnungszeit vorbei. Viel zu kurz, wie sich herausstellt. Draußen hat es hat aufgehört zu regnen. Noch ein kurzer Rundblick in den Ort, dann geht es zurück an den Computer.

Wie und wann ist das Dorfmuseum geöffnet?


Norbert Zach führt nach Vereinbarung durch das Dorfmuseum (Telefon: 035323-61119, E-Mail: zachnorbert@aol.com). Es gibt aber auch Sonderöffnungstage. Diese sind der örtlichen Presse und der Internetseite der Stadt Sonnewalde zu entnehmen. Vorher Anmelden ist sinnvoll und Zeit mitbringen unumgänglich. Doch es lohnt sich.
Blog: Mit 8 Megapixeln durch die Niederlausitz.

Autor: Vel Thurvik
Fotos: Vel Thurvik
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Quellen:

Internetseiten der Stadt Sonnewalde.

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