Sonntag, 10. November 2024

Fundstück in der Bahnhofshalle – Die schwarze Säule des Bahnhofes Finsterwalde -

Aus der Reihe: Niederlausitzer Fundstücke

Umbauarbeiten in alten Gebäuden bergen immer wieder Überraschungen. Oft negative, manchmal aber auch sehr Interessante.

Unschwer zu beobachten, seit längerem sind im Bahnhof Finsterwalde /Niederlausitz Umbauarbeiten im Gange. Hier lässt die Firma Ratke BCG - Officeconsult das seit vielen Jahren fast leerstehende und denkmalgeschützte Gebäude umbauen.

Bei Abrissarbeiten in der ehemaligen Bahnhofshalle des Bahnhofes, gab es nun eine handfeste architektonische Überraschung. Nach gut einhundert Jahren tauchte eine vergessene Säule wieder auf. Sie besteht vermutlich aus Stahlguss.
Foto 1: Schwarze Säule vom Bahnhof Finsterwalde,
zum Schutz gut verpackt.
Die Säule befand sich in der Wand die den ehemaligen Wartesaal von der Bahnhofshalle trennte. Sie stützt scheinbar einen hölzernen Längsträger vom oberen Stockwerk des Bahnhofsgebäudes, der sich durch die gesamte Bahnhofshalle zieht. Ob die Säule tatsächlich eine statische Funktion hat, der Schwingungsdämpfung diente oder nur zur Zierde installiert wurde, ist beim fotografieren allerdings nicht genau feststellbar.
Foto 2: Kapitell der schwarzen Säule,
Auflage und Querbalten.
Sie ist von schlanker eleganter Gestalt, verfügt über eine Kannelierung und weißt die typischen Merkmale eines Spätklassizistischen Architektur auf. 

Auch das zwischen Säulenschaft und Deckenbalken befindliche Kapitell zeigt die typische Korinther Form für klassische Säulenelemente.
Foto 3: Handyfoto nach der Entdeckung
mit den aufwendigen
Ornamenten des Korinther Kapitell
(Quelle: Torsten Ratke).
Gusstechnisch muss die Verzierung des Kapitells mit Akanthusblättern als Ornament eine Herausforderung gewesen sein. Denn Stahlguss erfordert hohen Temperaturen und ist insgesamt recht zähflüssig.

Im unteren Drittel verfügt der Säulenschaft über eine Binde als architektonisches Element.
Foto 4: Binde um dem Säulenschaft.
Unten setzt die Plinthe der Säule direkt auf eine Basis aus Ziegeln auf. Sie dient zur breiteren Verteilung der Kräfte auf dem Boden.
Foto 5: Plinthe mit Ziegelbasis unmittelbar auf dem Boden der Halle.
Bei der Entdeckung der Säule war diese noch schmutzig weiß gestrichen, wie ein Handyfoto zeigt.
Foto 6: Säule bei Abrissarbeiten in der Halle
(Quelle: Torsten Ratke).
Nach der Entdeckung sorgte der Bauherr, Herr Ratke für die Restaurierung und den Schutz der großen Säule.

Mit der Eröffnung des Teilabschnitts der Strecke Cottbus-Falkenberg im Dezember 1871, erfolgte auch der Bau des Spätklassizistischen Bahnhofsgebäudes Finsterwalde. In die Zeit muss auch die Installation der Säule fallen, meint Bauherr Torsten Ratke. Denn in den Bauunterlagen von 1871 ist sie verzeichnet, in den Unterlagen zur Installation der neuen Wechselstromversorgung 1934 aber nicht mehr. Zu dieser Zeit stand bereits der Wartesaal in der Bahnhofshalle. Dessen Bau geht vermutlich auf den Anfang der Zwanziger Jahre zurück. Wann also genau die Säule zugemauert wurde, ist vorerst nicht zu ermitteln. Zumindest geriet sie so in Vergessenheit, das selbst älteste noch lebende Eisenbahner sich nicht an sie erinnern können.

Was bleibt? Ein schönes architektonischen und historischen Detail aus den Anfangsjahren der Eisenbahn in der Niederlausitz.
-----------------------------------------------------
Literatur:

Fachbegriffe zum Architekturelement Säule

-----------------------------------------------------

Blog: Mit 8 Megapixeln durch die Niederlausitz.

Autor: Vel Thurvik
Fotos: Vel Thurvik

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen