Kjellbergs Eingehäuse-Schweißumformer KU 250
Die Auflösung eines alten Geschäftes bietet ab und zu unerwartete historische Einblicke in die Geschichte unserer Region. So geschehen im Oktober 2024. Torsten Ratke, Chef der BCG Officeconsult in Finsterwalde, kam zufällig an der Beräumung des ehemaligen Wasser- und Heizungsgeschäfts Lilge vorbei. Das Geschäft befand sich in der Langen Straße in Finsterwalde /Niederlausitz. Im Vorbeigehen fiel ihm auf dem Hof ein unförmiges Schweißgerät ins Auge. Seine eisernen Räder deuteten auf ein hohes Alter hin.Wie aus dem Typenschild hervorgeht, handelte es sich um den Schweißumformer KU 250 der Firma Kjelberg GmbH aus dem Jahr 1940.
Foto 1: Schweißumformer Typ KW 250 der Firma Kjellberg Elektroden&Maschinentechnik GmbH in Finsterwalde. |
Einige Wochen später fand sich die Gelegenheit das 85 Jahre alte Gerät zu fotografieren. Wie die anschließenden Fotos zeigen, handelt es sich auf den ersten Blick um eine einfache und sehr robuste Konstruktion. Doch das „Einfache“ dabei sollte sich alsbald als Irrtum herausstellen. Bei den Recherchen zeigte sich ein mit erheblicher Raffinesse konstruierter Schweißumformer, der zum Welterfolg wurde. Mehr dazu weiter unten.
Foto 2: Torsten Ratke bei der Inspektion des KU 250. |
Foto 3: Typenschild Drehstrommotor. |
Foto 4: Abdeckung der Messgeräte für Spannung (links) und Stromstärke (rechts) des Schweißgenerators mit aufgedruckter Bedienungsanweisung. |
Das Ganze ist von einem gefederten Handwagen mit Stahlrädern unterbaut. Zur Federung dienen Blattfedern.
Foto 5: Blattfederkonstruktion unter dem Handwagen. |
Foto 6: Massive Stahlösen auf dem Gerät und die verlängerte Lagerbuchse am Schweißgenerator. |
Foto 7: Stecker IEC 60309. |
Foto 8: Massenklemme mit reparierter Isolierung. |
Auf der Deichselseite befindet sich der Gleichstrom-Schweißgenerator. Hervorstechendes Merkmal die verlängerte Lagerbuchse.
Foto 9: Typenschild des Scheißgenerator KU 250. |
Der Schweißumformer KU 250 kann in zwei Leistungsmodi betrieben werden, bis 120 Ampere und darüber. Der Wechsel erfolgt über einen eingebauten Regler oder alternativ über Fernregler.
Foto 10: Rechts der Regler 0, Y, Delta für die Leistungsmodi des Schweißgenerators. Links die Wählscheibe für die Schweißdraht stärken. |
Ein weiterer interessanter Punkt, es können zwei Geräte parallel betrieben werden. Auch dafür ist die Kontaktbelegung auf der Bedienungsanweisung enthalten. Siehe Foto 4, linke Skizze.
Laut Typenschild kann der Drehstrommotor zwischen 190 und 500 Volt Kraftstrom betrieben werden. Bei den damals noch sehr unterschiedlichen Stromnetzen, ein erheblicher Vorteil.
Mit einer speziell angeordneten Wicklung im Gleichstrom-Schweißgenerator, die als gegenkompoundiert bezeichnet wird, war es den Kjellberg-Geräten möglich eine bessere Spannungsstabilität des Schweißstromes zu erreichen. Bei den beim Schweißen automatisch auftretenden wechselnden Lasten, ein Vorteil. Folge: Ein besserer Wirkungsgrad des Schweißgenerators. Selbst auf rostigen Oberflächen entstand so schnell ein Lichtbogen.
Mehr zur Gegen-Kompensationswicklung bei Gleichstromgeneratoren hier: Die Kompensationswicklung
Wie sich nach der Markteinführung 1930 zeigte, führte die hohe Leistung der Schweißumformer im Gehäuse zu hohen Temperaturen. Die Geräte mussten zum abkühlen zwischenzeitlich abgeschaltet werden. Ab 1932 rüstete Kjellberg deshalb seine Geräte mit einem auf die Welle montierten Lüfter aus. Zwei Schlitze mit Lüftungsgitter an der Unterseite, sorgten für Frischluft im Gehäuse. Mit 1450 Umdrehungen pro Minute löste so ein ordentlicher Luftzug das thermische Problem.
Am Steuerteil befindet sich links eine Wählscheibe zur Berechnung der erforderlichen Schweißdrahtstärken, für entsprechend zu schweißende Materialstärken und erforderliche Schweißleistung. Simpel, leicht verständlich, wetterfest und sehr praktisch.
Foto 11: Wählscheibe für die erforderlichen Schweißdrahtstärken, Stromstärken und der Schaltregler für die Lasteinstellungen. |
Die Anspruchslosigkeit bei der Stromversorgung und die Breite der Einsatzmöglichkeiten, führten zu einer hohen Flexibilität der Schweißumformer und begründeten damit in der Schweißtechnik den zweiten wichtigen Erfolg der Firma Kjellberg Elektroden & Maschinentechnik GmbH.
Foto 12: Messing-Logo der Firma Kjellberg Elektroden und Maschinentechnik GmbH 1940. |
Ursprünglich waren die Geräte nur für den Einsatz in Werkstätten gedacht. Doch wegen ihrer Robustheit und Flexibilität, setzten sich die Kjellberg-Geräte in kurzer Zeit in vielen Metallbereichen Europas durch. Besonders in der Bauindustrie, dem Maschinenbau und der Schiffsfahrtsindustrie waren die Geräte sehr beliebt. In der Folge entstanden über weite Teile Europas verteilt Vertretungen und ein Händlernetz.
Foto 13: Anzeige der Vertretung Walter Siewert in Danzig 1940. |