Wie der kleine Ort Hillmersdorf in der Geologie ein bekannter Name wurde
Am Ostrand des Schliebener Beckens befindet sich der kleine Ort Hillmersdorf. Die Hanglage des Ortes lässt einen guten Einblick in das Schliebener Becken zu.
Hillmersdorf am Ostrand des Schliebener Beckens. |
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Geologische Skizze zum Rotliegenden Region Herzberg/Elster-Schliebener Becken. Quelle: Geologischer Atlas des Landes Brandenburg |
Ausschnitt aus einer Skizze von Axel Born der jungpaläozoische kontinentale Geosynklinalen Mitteleuropas |
So kam es Ende des 19. Jahrhunderts, dass der eher unbedeutende niederlausitzer Ort Hillmersdorf in Geologie und Wissenschaft einen unerwarteten Bekanntheitsgrad erreichte und in der geologisch-wissenschaftlichen Literatur ein Begriff wurde.
Etwa 80 Jahre später setzte erneut eine intensive Rohstoffsuche ein. Im Auftrag der Wismut bohrten sich Geologen durch die Niederlausitz, damit auch durch das Schliebener Becken. Und auch diesmal sollte der Ort Hillmersdorf wieder mit Interessantem aufwarten.
Hillmersdorf. Blick vom Ortsrand in das Schliebener Becken. |
Was ist Phyllit? Bei diesem Gestein handelt es sich um einen metamorph überprägten feinkristallinen Tonschiefer. Seine feinen Schichten zeichnen sich durch einen seidigen Glanz aus, der ihm sein charakteristisches Aussehen gibt. In ihm bilden sich typische neue Minerale wie Quarz, Feldspat, Chlorite, Augit, Turmaline und Eisenoxide.
In den 70iger Jahren sorgten weitere Untersuchung des tieferen geologischen Untergrundes zur Entdeckung des Hillmersdorfer Teilblocks. Eine Formation der Senftenberger Blockstruktur im Vorfeld des Lausitzer Massivs.
Mit der Entwicklung neuer Technologien fand auch die Schwerefeldmessung Eingang in die Geologie. Empfindliche Geräte messen dabei die Verteilung der Schwerkraft auf der Oberfläche des Planeten. Aufgrund unterschiedlicher Dichten von Gesteinen ist auch die Schwerkraft nicht gleichmäßig verteilt.
Und auch hier sollte Hillmersdorf wieder einen bedeutende Rolle in der Brandenburger Geologie spielen. Bereits bei Messungen Anfang 1925 fielen dem Geologen Axel Born und weiteren Fachleuten, in einer schmalen Zone von Hillmersdorf bis über Sonnewalde hinaus, erhebliche positive Störungen des Schwerefeldes der Erde auf. Diese passten mit Magnetfeldanomalien aus den Messungen des Erdmagnetfeldes zusammen. Als Hillmersdorfer-Sonnewalder Schwereanomalie, mit den höchsten Werten der Bouguerschwerestörung in Brandenburg überhaupt, ging diese Zone in die geologische Literatur ein. Die Hillmersdorfer-Sonnewalder Anomalie ist ein Bestandteil des Niederlausitzer Schwerehochs, was östlich von Calau den Spreewald erreicht.
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Skizze der Lage des Hillmersdorfer-Sonnewalder Schwerehoch. Grundkarte: Open Street Map |
Als Ursache dieser positiven Störung des Schwerfeldes zwischen Hillmersdorf und Sonnewalde, nehmen Geologen einen im tieferen Untergrund steil aufragende langgestreckten Magmakörper aus dem basischen Gesteinen an. Sogenannten Metadiabasen. In der Nähe von Calau wurde bei Erkundungsbohrungen das Gestein Diabas angetroffen. Diabas ist ein basisches Tiefengestein mit einer Dichte von 2,85 g/cm³ (Gramm pro Kubikzentimeter). Es handelt sich um ähnlich zusammengesetzte Gesteine wie Basalt, nur das es nicht die Erdoberfläche erreichte. Durch seine langsame Abkühlung in der Tiefe bildete es gröber Kristalle und hat oft einen grau-grünlichen Farbton. Zum Vergleich: Lausitzer Granite und Granodiorite haben eine Dichte von 2,62 bis 2,72 g/cm³. Dieser scheinbar unwesentliche Dichteunterschied sorgt für eine etwas höhere Schwerkraft. Somit sind die Hillmersdorfer und Sonnewalder Einwohner zweifellos die schwersten Brandenburger, auch wenn man den Betrag auf einer gewöhnlichen Personenwaage eher nicht feststellen kann.
Damit hat Hillmersdorf gleich in mehrfacher Hinsicht in der Geologie einen bedeutenden Namen erhalten, der den kleinen Ort über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat.